Stürzt der Lügen- „Turm“ nun ein?
Im Nachgang zu unserem Artikel Vom „Türmer“ zum “Plagiarius†erhielten wir mehrere interessante Hinweise, die nicht verschwiegen werden sollten. Inhaltlich ging es bei uns um die Information, dass der hochdekorierte Autor U. Tellkamp Teile seines Buches „Der Turm“ sorgfältig bei anderen Schriftstellern abgeschrieben hat.
So ist nicht nur der Dresdner Schriftsteller Jens Wonneberger betroffen. Auch Stefan Wachtel soll mit seinem persönlichen Gefängnistagebuch „Delikt 220: Bestimmungsort Schwedt“, erschienen 1991 im Greifenverlag zu Rudolstadt, unfreiwillig zum Vorlagengeber avanciert sein. Kleine Anmerkung: Schwedt war das berüchtigtste Militärgefängnis der ehemaligen DDR. Der Paragraph 220 Strafgesetzbuch beinhaltete die öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung.
Zurück zum „Turm“: Jeder Schüler weiß, dass Abschreiben, sollte man so blöd sein und sich erwischen lassen, gnadenlos mit einer 6 bewertet wird. Beim Studium dürfte dies wohl schon mit einer Exmatrikulation „belohnt“ werden. Ob es nun dazu kommt, dass auch „Der Turm“ einstürzt, wie es Rio Reiser schon 1983 besungen hat?
Wohl kaum. Tellkamp mit „seinem“ Werk war ein Politikum. Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Dass man sich von so einer Figur nicht trennen möchte, zeigt schon die Quintessenz in einem Artikel in der heutigen Sächsischen Zeitung. Dort wurde nach einem ausführlichen Bericht über den (Ab-)Schreiberling resümiert „Ein gefundenes Fressen für die Gegner literarischer Heiligenbilder.“ (Artikel leider nur kostenpflichtig als Premiumdienst verfügbar)
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Zwei der Herausgeber dieser Zeitung, Daniela Dahn und Friedrich Schorlemmer, haben übrigens auch schon in Dippoldiswalde aus ihren Arbeiten gelesen.