»Der Lärm aber ist die impertinenteste aller Unterbrechungen, da er sogar unsere eigenen Gedanken unterbricht, ja zerbricht!«
(Arthur Schopenhauer)
Obwohl sich 47% der Sachsen allein durch Nachbarschaftlärm gestört fühlen, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass durch Lärm insbesondere auch Herz- und Kreislaufkrankheiten befördert werden (erhöhter Blutdruck, erhöhtes Herzinfarktrisiko, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, herabgesetzte Lern- und Leistungsfähigkeit), stimmte eine Mehrheit der Dippser Stadträte für die Abschaffung der gesetzlich verankerten Mittagsruhezeit in der örtlichen Polizeiverordnung.
Stichhaltige Argumente konnten bei der emotional geführten Diskussion (inklusive einer kurzen Bedenkpause) kaum erkannt werden. Lediglich der Einwurf von Manuela Albert (Linke), man solle doch auch an die Kinder denken, die ihre Mittagspause bräuchten, hatte einen sachlichen Hintergrund.
Die oben bereits genannten Argumentationen, die selbst von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestützt werden, interessierten nicht.
Auch der Fakt, dass gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel in unserer Gesellschaft die ältere Generation überwiegt, die ebenfalls ein großes Bedürfnis nach der Mittagsruhe hat, war den Stadträten bekannt.
Übrigens darf mit der Abschaffung der Mittagsruhe nun auch in den Mietwohnungen (und Neubaublöcke sind bekanntlich sehr hellhörig) ganztägig gebohrt und gehämmert werden.
Dass sich Dippoldiswalde gerade bemüht, touristisch mehr Akzeptanz und Erfolg zu erzielen, scheint in diesem Zusammenhang auch nicht zu interessieren. Wer Urlaub auf dem Lande macht, soll schließlich bitte auch in der Mittagspause mitkriegen, dass hier hart gearbeitet werden muss. (Übrigens dürfen landwirtschaftliche Betriebe ganztägig -und auch nachts- arbeiten. Dies wird durch andere Gesetze geregelt.)
Rücksichtslosen Mitmenschen, die zuweilen schon jetzt mangels einer entsprechenden Zeitplanung bzw. durch Gedankenlosigkeit die alte Polizeiverordnung missachten, wird nun Tür und Tor geöffnet.
Erfahrungsgemäß handelt es sich hierbei aber nicht um „lebensnotwendige“ Arbeiten, sondern oftmals auch um diverse „Hobbys“, wie Basteln in der Garage, lautes Radiohören oder das Ausprobieren der neuesten Gartentechnik wie Laubbläsern, Rasenmähern und Kettensägen o.ä..
Die Entscheidung des Dippser Stadtrates, die Gesundheit der Bevölkerung zusätzlich zu gefährden, ist daher eher als wirklichkeitsfremd zu bezeichnen.
PS: Der Autor dieser Zeilen pflegt ein vglw. großes Grundstück am Haus, hat mit Gleichgesinnten eine kleine Streuobstwiese wieder renaturiert und hält zudem auch Schafe als Nutztiere.