“Süüüß”
Liebe Marleen Hollenbach,
am letzten Mittwoch duftest Du mal für die Zeitung was schreiben.
Unter der Überschrift “Zum Verspeisen zu schade” (nachzulesen bei SZ-online hinter einer Bezahlschranke) brachest Du eine Lanze für die Pferde. Dabei ist Dir anscheinend entgangen, dass der aktuelle Pferdefleisch-Skandal nur ein Skandal wegen ungenügender Deklaration unserer Lebensmittel ist. Das Produkt “Pferdefleisch” stand zu keiner Zeit im Fokus der Aufregung.
Aus diesem Grund möchte ich Dich gern daran erinnern, dass für die Herstellung einer Zeitung nicht nur lustige Kommentatorinnen wie Du gebraucht werden. Hierfür müssen auch gesunde Bäume gefällt werden, es wird jede Menge Energie benötigt, Drucker und Verteiler – also Manpower – müssen zumeist nachts arbeiten und letztendlich gibt es auch einen Abonnenten (Käufer), der die ganze Chose bezahlt.
Ich möchte Dich aber auch daran erinnern, dass gerade in diesen Minuten wieder Kücken auf irgendwelchen Förderbändern stehen, um in einem großen Fleischwolf lebendig zermatscht zu werden, weil sie keine Eier geben. Tausende Hühner stehen aufgereiht in engen Ställen und geben Eier wie eine Maschine. Vielen Schweinen und Kühen in den industriellen Mastanlage dürfte es ebenfalls nicht gerade viel besser gehen.
Liebe Marleen, denkst Du bitte in Zukunft auch an diese armen Kreaturen, bevor Du über eine “geschichtliche Rolle” oder “besondere Beziehungen zwischen Menschen und Pferden” schreibst? Diese Massentierhaltung gibt es meines Wissens bei Pferden nicht.
Und falls Du mal wieder einen lustigen Artikel für die Zeitung schreiben möchtest, der Film “WE FEED THE WORLD” ist auch sehr süß:
Es grüßt herzlich
Dippoldine
Update: (27.04.2014)
Ursprünglich hatten wir oben auf einen Originalkommentar „Zum Verspeisen zu schade“ von Frau Marleen Hollenbach in der Sächsischen Zeitung (erschien Ende Februar 2013 auf der Lokalseite von Dippoldiswalde) verlinkt.
Frau Hollenbach beschrieb hier anfangs gesunde, geschmackliche und lebensmittelhygienische Gründe, die für einen Verzehr von Pferdefleisch sprechen.
Im Anschluss verstieg sie sich aber zu Aussagen, dass Pferde „im Laufe der Geschichte zum Gefährten des Menschen geworden sind“, dass sich mit der Zucht von Reitpferden die Mobilität der Menschen verändert hätte, dass Pferde geholfen hätten, Felder zu bewirtschaften oder Kriege zu führen.
Und dadurch hätte das Pferd einen hohen Stellenwert beim Menschen und aufgrund dieser Beziehung und der Eleganz der Pferde würden diese Tiere auch in Zukunft nur sehr selten auf den Teller kommen.
Qualitativ hätten diese Gedanken für eine 13-Jährige durchaus Ehre eingebracht, z.B. im Wendy-Club. Für eine ausgebildete Journalistin, so stellte sich Frau Hollenbach bei der StattZeitung vor, war dieser Text nicht wirklich ein Bewerbungsschreiben, zumal der Ursprung der Diskussion nicht das Pferdefleisch an sich, sondern nur dessen falsche Deklaration war. Diese journalistische Leistung war für die Dippoldine Anlass, den oben nachzulesenden Brief zu schreiben.
Da die Verfasserin des Textes mit rechtlichen Schritten gedroht hat, hat sich die StattZeitung für eine Löschung der Verlinkung entschieden. Dies erfolgte mit dem Einverständnis des Autors unseres Beitrages.
Heiko Frey