Sehr verehrter Herr Finanzminister.
Gerade eben mußten Sie verkünden, daß in den nächsten 3 Jahren Steuerausfälle von über 38 Milliarden Euro zu erwarten sind, und in diesem Jahr schon 1,2 Mrd. fehlen werden. Nun muß ich nach reiflicher Überlegung Ihnen mitteilen, daß ich ab September 2010 verkürzt arbeiten soll, und somit 12,70 Euro Steuern weniger in den Steuertopf fließen werden. Das nur, damit Sie bei der Steuerschätzung im Herbstgutachten nicht überrascht werden.
Aber bitte nicht besorgt seien, dafür habe ich bei der Dingsda-Bank gerade eben einen Vertrag über griechische Immobilien unterzeichnet, die mir eine tolle Rendite sichern und dem netten jungen Mann von der Bank auch Boni sichert, hat er mir gesagt. Und diese Boni werden natürlich auch versteuert und somit kommen Sie schon wieder zu Einnahmen. Das heißt, nur wenn Sie sich irgendwie mit den Liechtensteiner Behörden einigen könnten.
Aber ich habe mir vorgenommen, auch noch mehr für die Stabilisierung der gefährdeten Euro-Länder zu tun. So plane ich meine nächsten Urlaubsziele auch in Portugal, Spanien und dann auch gleich Deutschland.
Ach ja, Urlaub hatte ich dieses Jahr auch. Ich war in Thailand. Das war mir aber peinlich. Erst nachdem ich die demonstrierende Jugend mit dem schönen alten FDJ-Lied „Bau auf, Bau auf“ begrüßt hatte, fiel mir auf, daß ich je eigentlich farbenblind bin und diese Leute rote Hemden anhatten. Und da habe ich gleich eine tolle Geschäftsidee gehabt (was wieder Steuern bringt), denn diese roten Hemden werden sicher demnächst in NRW gebraucht, weil ja dort schwarz-gelb nicht mehr so gefragt ist.
Doch ich will mal beim Thema bleiben und wieder auf das Geld zurückkommen. Viele sagen ja, die Banken sind schuld. Schon Berthold Brecht hatte gesagt: „Was ist der Einbruch in eine Bank, gegen die Gründung einer Bank“. Aber wir hören ja, dass sich die Banken auch ganz uneigennützig an der Rettung der griechischen Finanzkrise beteiligen wollen. Sehr lobenswert, wenn man berücksichtigt wie viele Kredite deutsche Banken in Griechenland haben, von denen sie ja irgendwann etwas wiedersehen wollen.
Und hätten die Banken nicht diese Finanzkrise verzapft, müßte Herr Westerwelle sich nicht von seinen Wahlversprechen verabschieden und hätte Frau Merkel nicht die Steuersenkungen in weite Ferne gerückt.
Auch meint man jetzt in der Union, dass man ja in Zukunft an Ausgaben für Bildung sparen kann. CDU Politiker stellten nämlich fest, dass mehr Geld nicht automatisch klüger macht. Genau! Das habe ich mir schon immer gedacht, wenn ich mir die ständigen Diätenerhöhungen unserer Abgeordneten vor Augen führte.
Aber ich möchte wirklich nicht den Eindruck erwecken, etwas gegen Frau Merkel zu haben, haben wir doch viele Gemeinsamkeiten. Wir sind in der DDR im Kindergarten gewesen, haben die Schule besucht, die Lehre absolviert und sogar gemeinsam vom Staat finanziert studiert. Ja. Und dann trennten sich unsere Wege. Die eine machte Karriere und die andere wurde Bundeskanzlerin.