Ein beliebter Autor der Heimat liest im Dippser Rathaus
von Wolfgang Mende
Der Suhrkamp-Verlag, eines der führenden westdeutschen Druckhäuser, das Anfang des Jahres von Frankfurt am Main in die (teilweise wieder) deutsche Hauptstadt umzog, registriert ihn als (Rand-) Dresdner. Er lebt aber weniger im wärmeren Elbtal als in seiner Datsche, ganz in unserer Nähe, wo vor alten Bauerngehöften im Frühling noch viele Märzenbecher blühen. Im Sommer kann man ihm auch als Ostsee-Insulaner begegnen. Es zieht ihn dorthin, wo er, naturnah und lärmfrei, in dieser immer hektischeren Zeit in Ruhe leben und dichten kann (Künstler brauchen „Nischen“), was man den Ergebnissen seines künstlerischen Tuns anmerkt: Thomas Rosenlöcher. Dabei blieb er den gesellschaftlichen Abläufen gegenüber nicht desinteressiert.
Unser nächster Gast, gelernter Arbeitsökonom (TU) und am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig zum Mann der deutschen Sprache ausgebildeter Sachse, war zeitweilig Mitarbeiter unseres Dresdner Kinder- und Jugendtheaters, ist aber nun schon 27 Jahre ein sogenannter freier Schriftsteller und dank seiner Erfolge, die auch Kinderbücher umfassen, Mitglied der Sächsischen und Berliner Akademie der Künste.
Gleich vielen seiner Kollegen nahm er Stadtschreiberprojekte wahr, die ihn nach Lüneburg wie ins ferne Kurdistan führten. Kunst muß auch nach Brot gehen.
In der Zeit des Quasi-Interregnums zwischen DDR und BRD waren seine Wortmeldungen unübersehbar, wie er sich auch in Essays und Artikeln zur Befindlichkeit unserer Mitbürger beim einseitigen Wandel artikulierte; und als scharfer Kritiker trat er hervor, als der Verlust des Welterbetitels unserem Elbflorenz drohte.
Er lebt also ganz unter und mit uns, aber er kann manches eben besser beobachten und formulieren als Sie und ich. Eine Menge an Preisen ist ihm dafür in den Jahren zuteil geworden: vom Georg-Maurer-Preis Leipzig über den Erwin-Strittmatter-Preis und den Tübinger Hölderlin-Preis, die Kunstpreise Sachsen-Anhalts wie Dresdens bis zum Hölty-Lyrik-Preis Hannovers. Auch die Heine- und Hesse-Stipendien sind aussagekräftig, und 2005 weilte er gar in der berühmten Villa Massimo in Rom. Im September wird der Junggebliebene noch einmal als Stadtschreiber reisen.
Zur 50. Veranstaltung erleben wir den weithin bekannten und beliebten Dichtersmann noch einmal bei „Wort und Musik“: am Sonntag, dem 20. Juni, 16 Uhr im Dippoldiswalder Rathaus. „Das Höckendorfer Blütenwunder“ gab als Teil seiner Vorträge nur den Titel der Veranstaltung ab. Die Gedichte und Geschichten seiner Lesung wird er vom „Brautzug im Frühling“ (Wie passend in Anknüpfung an die Weihnachtslesung zu Ludwig Richter!) bis zum „Flockenkarussel“ seinen Insel-Büchern entnehmen.
Karten sind abends über 03504/614648 vorbestellbar. Sie kosten 8,- und ermäßigt 6,- Euro. Der Vorverkauf erfolgt in den „SZ“-Treffpunkten, bei den „DNN“, in allen CTS-Vorverkaufsstellen und im Kulturpalast. Restkarten gibt es ab 15 Uhr an der Tageskasse, Parkplätze in genügender Zahl vor dem Rathaus.