Lächerlicher Kommentar!
Herr Weigel von der Sächsischen Zeitung scheint der Meinung zu sein, dass demokratisches Engagement in der Provinz nichts zu suchen hat, ja er bezeichnet den Protest entlang der (ehemaligen) Strecke der Weißeritztalbahn sogar als lächerlich.
Lächerlich dürfte dabei wohl eher sein, dass Journalisten Berichte über Ereignisse schreiben, ohne selbst vor Ort gewesen zu sein oder sich zumindest über Ziele und Hintergründe zu informieren.
Lächerlich auch die Reaktionen von einigen Medien sowie vieler Lokal-, Landes- und Bundespolitiker auf Bürgerproteste überhaupt, die von Ignoranz über Zynismus (S. Tillich in der SZ vom 11. Oktober 2010) bis hin zur Kriminalisierung demokratischer Aktivitäten reichen.
Keineswegs lächerlich, sondern eher bedenklich dürfte allerdings die Zurückhaltung der sächsischen Bürger, ihrer Meinung offen Ausdruck zu verleihen, sein. Woran liegt’s? Zufriedenheit? Vorsicht? Resignation? Mangel an Information?
Um letzterem entgegen zu wirken, gibt es hier noch einmal die Ziele des Dippser/ Schmiedeberger Schwabenstreiches. Mit den Schwabenstreichen wollen die Initiatoren:
- den Wiederaufbau und Regelbetrieb der Weißeritztalbahn zwischen Freital-Hainsberg über Dippoldiswalde bis nach Kipsdorf erneut anmahnen. Anstatt Milliarden Euro von Steuergeldern in Vorzeigeprojekte zu investieren, an dessen Ende lediglich Investorengruppen und die Bankhäuser den Gewinn abschöpfen, sollten die (anscheinend) vorhandenen Mittel in Verkehrsprojekte investiert werden, die der Allgemeinheit dienen bzw. die kulturhistorisch bedeutsam sind. Dazu zählt der Wiederaufbau der Weißeritztalbahn auf der gesamten Streckenlänge.
- Solidarität und Verbundenheit mit den Demonstranten in Stuttgart zeigen. Uns verbindet nicht nur die durchgehende Schiene der Eisenbahn. Die Investition von über 10 Milliarden Euro in Stuttgart würde viele Verkehrsprojekte in Sachsen (Nord-Süd-Verbindung Berlin-Dresden-Prag) infrage stellen. Der Regionalverkehr würde noch mehr ausgedünnt werden (siehe aktuelle Diskussion in der Sächsischen Landesregierung) und auch der Schülerverkehr würde darunter leiden.
- auf die immer größer werdende Kluft zwischen Politik und Bevölkerung hinweisen. Ob aktuelle Kernkraft-Debatte (Merkel), die wirklichkeitsferne Forderung nach Selbstfürsorge bei Hochwasser und Wetterunbilden (Tillich) oder die oftmals fehlende Verzahnung regionaler und kommunaler Politiker mit ihren Wählern – so wie in Stuttgart eine große Interessengruppe derzeit missachtet wird, findet dies auch anderweitig überall im Land täglich statt.
Oktober 13th, 2010 at 18:10
Hallo Herr Frey,
Kommentare sind nun einmal Meinungen. Von daher – schreiben Sie, was Sie meinen schreiben zu müssen.
Allerdings bitte ich Sie, dabei bei der Wahrheit zu bleiben.
Herauszulesen, ich sei der Meinung, dass das demokratisches Engagement in der Provinz nichts zu suchen hat, ist schon eine Leistung –
wo doch genau das Gegenteil in dem Kommentar steht.
Dass der Protest entlang der Weißeritz lächerlich ist, steht in meinem Text übrigens gar nicht drin.
Dieser Umstand wäre aus meiner Sicht schon eine gegendarstellungsfähige Tatsachenbehauptung,
die in ihrem Text nicht ohne Weiteres stehen bleiben sollte …
Ganz abgesehen von dem Fakt, dass die SZ in der Region nicht gerade als Kleinbahnhasser bekannt ist, falls Sie denn die Geschichte
des Wiederaufbaus kennen.
In der Hoffnung, dass Sie künftig meine Artikel gründlich lesen (und sie so verstehen, wie es da steht)
verbleibe ich mich
mit freundlichen Grüßen
Matthias Weigel
Redakteur der Sächsischen Zeitung
Oktober 14th, 2010 at 13:56
Hallo Herr Weigel,
recht herzlichen Dank, dass Sie Ihre Antwort auch hier als Kommentar veröffentlicht haben. So kann der geneigte Leser sich wirklich über das Für und Wider informieren und seine Gedanken machen – seine eigene Meinung bilden.
Schade, dass eine solche offene Diskussion in der Sächsischen Zeitung nur sehr schwer vorstellbar ist, zumal auch jeder Redakteur subjektiv beeinflusst ist.
Aber vielleicht hilft die Sächsische Zeitung (oder Sie persönlich) bei weiterem demokratischen Bürger-Engagement. Ich habe die Hoffnung auf die gute alte Sächsische Zeitung (nach ihrer DDR-Vergangenheit) noch nicht aufgegeben. Erst recht nicht, seit man das Engagement von Thomas Trappe (http://thomastrappe.wordpress.com/) aus Riesa kennt.
Anspornende Grüße
Heiko Frey (Freizeitredakteur)
Oktober 15th, 2010 at 13:12
Hallo Herr Frey,
eine offene Diskussion in der SZ ist keineswegs schwer vorstellbar. Ãœber Leserbriefe und Artikel findet sogar eine rege Diskussion tagtäglich in der SZ statt…
Sicher sind die Redakteure (wie auch die Autoren dieses Blogs) nicht frei von Subjektivität. Ich für meinen Teil und die Kollegen kann ich Ihnen aber versichern, dass es im Redaktionsalltag immer der Anspruch gibt, journalistisch objektiv zu berichten – sowohl in einzelnen Beiträgen als auch in deren Gesamtheit.
Und zum Engagement: Unterschätzen Sie den gesellschaftlichen Mehrwert der SZ nicht, den sie mit Beiträgen über Vereine und anderweitigen Aktionen leistet. Der Blog lebt je ein vielen Stellen auch von Artikeln der SZ. Und über weitergehndes Engagement (da sind wir wieder bei der Sub-/Objektivität) lässt sich sicher reden – aber eben nur außerhalb der journalistischen Tätigkeit….
Nachdenkliche Grüße
Matthias Weigel