Neulich im „Kultur“-Haus
Eigentlich wollte ich es für die nächsten Jahre meiden, nachdem ich bei einem guten Konzert von Dirk Michaelis statt den „Fischlein unterm Eis“ dem Küchenjungen der benachbarten Gaststätte beim Zählen der Gabeln und Messer zuhören musste. Vielleicht hilft Ihnen dieses Video bei der Vorstellung dieses „Erlebnisses“?
Leider wurde bei der Rekonstruktion des Hauses vergessen, dass für diesen Saal eine Multifunktionalität benötigt wird. Hinweise von potentiellen Veranstaltern und engagierten Bürgern wurden damals ignoriert. Seitens der Stadt Dippoldiswalde waren verschiedene Stadträte im Modernisierungsprozess eingebunden, die weder vor- noch nach der Rekonstruktion zu den guten Gästen des Hauses gezählt werden können.
Sei es drum, der kleine Saal soll zwischenzeitlich wieder auf Vordermann gebracht worden sein, das wollte ich mir gern anschauen. Dazu nutzte ich die Veranstaltung im Rahmen der Tschechisch-Deutschen Kulturtage am vergangenen Sonntag. Positiv: Der kleine Saal war trotz der ungewöhnlichen Uhrzeit (Sonntag, 16 Uhr) gut gefüllt. Interessant: Das Publikum bewegte sich altersmäßig zwischen 14 und vielleicht 80? Jahre. Aus meiner Sicht (Mitte 40) hat es JaromÃr KoneÄný gut geschafft, den Spagat in seinem Programm hinzubekommen. Dazu sollte man vielleicht aber die altersmäßigen „Randgruppen“ befragen. Dies ist jedoch Aufgabe von Künstler und Veranstalter.
Eigentlich hatte ich erwartet, dass sich ein Vertreter der Stadt sehen lässt und sich für die Chance bedankt, dass Dippoldiswalde in diesem Jahr erstmals im Veranstaltungskalender der Tschechisch-Deutschen Kulturtage enthalten ist. Geschah leider nicht. Auch Stadträte oder Mitarbeiter der Stadtverwaltung konnte ich unter den Gästen nicht ausmachen.
Die „Rekonstruktion“ des kleinen Saals war weniger als eine malermäßige Instandsetzung. Ein neu angebrachter breiter roter Streifen in Kopfhöhe erinnerte eher an ein Krankenhaus, wo man mit dieser Farbgebung die Etagen unterscheiden will. Zweiter Stock: Grüner Streifen.
Ob die alte Decke aus ungehobelten Dachlatten und Holzfaserplatten ebenfalls frisch gepinselt wurde, war nicht auszumachen. Als „Klimaanlage“ fungiert noch immer ein „dekorativer“ und sehr, sehr alter Wandventilator. An bzw. in den Wänden befanden sich alte Dübel und Haken, die man vielleicht mal wieder nutzen will – später. Der Künstler hatte sogar ein Podest für seinen Auftritt.
Die Beleuchtung der Bühne erfolgte – wie in einfachen Bierzelten auch – über Strahler, die auf einem Stativ provisorisch in den Raum gestellt wurden. Ein dekorativer Hingucker, neben den „stilvollen” Baumarktlampen, waren großflächige Heizkörper an jeder für den Saal wichtigen Wand. Für die übrigen Ecken des Raumes fand man zahlreiche nichtbenutzte Möbel, die den Charme einer Remise unterstützten.
Die Krönung jedoch ist die noch immer erhaltene „Bar“. Mehr als das hier gezeigte Foto braucht man nicht hinzufügen.
Sollten Sie, liebe Leser der StattZeitung mal in die Versuchung kommen, Ihre Gäste zu einem kulturellen Abend einzuladen, gehen Sie lieber NICHT ins „Kultur“-Haus. Bei Ihnen zu Hause stehen bestimmt keine angefangenen und leeren Flaschen im Wohnzimmer, bei Ihnen liegt bestimmt auch keine Leiter hinterm Sofa, denn Sie wollen das Ambiente schon aus Gründen der Höflichkeit und Achtung für Ihre Gäste gemütlich machen.
Vielleicht wäre es doch gut, dass sich doch einmal ein Vertreter der Stadt oder ein Stadtrat zu der einen oder anderen Veranstaltung blicken lässt?