Nachtrag
Anfang Dezember letzten Jahres berichteten wir, dass der Stadtrat in einer nichtöffentlichen Sitzung über unsere StattZeitung diskutiert hat. Im Anschluss wurde der Link von der Dippser Homepage zur StattZeitung entfernt.
Den Machern der StattZeitung wäre dies beinahe nicht aufgefallen, wenn uns nicht mehrere Anfragen von Lesern diesbezüglich erreicht hätten. Nun hat die Stadt(-verwaltung) die Hoheit über ihre eigene Seite, die wir überhaupt nicht infrage stellen wollen. Dass jedoch über uns, anstatt mit uns diskutiert wurde, bewerteten wir als sehr traurig.
Dem Credo der StattZeitung, offensiv auch mit Kritiken umzugehen, folgend, fragten wir bei den Fraktionen im Stadtrat nach und erhielten auch Antworten.
Karl-Heinz Ukena (Fraktionsvorsitzender der CDU) antwortete uns:
Meine ganz persönliche Auffassung hierzu ist, dass die StattZeitung in vielen Bereichen sehr gut, schnell und objektiv informiert. Dies gilt insbesondere für den Winterdienst, aktuelle Veranstaltungen aber auch für die Informationen rund um Dipps.
Bei den Stadtratssitzungen erfolgt nach meinem Verständnis leider (noch) zu oft eine sehr subjektive Berichterstattung die im Wesentlichen Ihre eigene Meinung widerspiegelt.
Für eine private Homepage ist das völlig in Ordnung, für eine objektive Plattform ist diese Verfahrensweise überdenkenswert.
Hinzu kommt, dass sowohl der Oberbürgermeister als auch einzelne Stadträte in anonymen Beiträgen verunglimpft und das Abstimmungsverhalten ungewöhnlich scharf kritisiert wird.
Im Ergebnis habe ich mich daher dafür ausgesprochen, die Verlinkung zu lösen, da eine redaktionelle Pflege oder mäßigende Kommentierung der zum Teil sehr rüden und anonymen Beiträge durch einen Moderator derzeit nicht erfolgt und Ihre Homepage ich Sachen „Dippser Kommunalpolitik“ eben einen noch sehr privaten Charakter hat.
Aber daran kann und sollte man gemeinsam arbeiten können – auch vor dem Hintergrund, dass eine solche Plattform für unsere Stadt ein Novum darstellt.
Gisela Wohlgemuth (SPD) übermittelte uns ebenfalls ihre Stellungnahme zu diesem Thema:
Ich selbst war nicht in der Sitzung, die eine Ausschuss-Sitzung war, anwesend.
Ich finde die Verlinkung der Dippser Seite mit der StattZeitung in Ordnung und hätte nicht für die Aufhebung der Verlinkung gestimmt.
Insoweit kann ich dann noch Ihre letzte Frage beantworten:
Ich denke, dass die Stadt Dippoldiswalde und damit ihr Bürgermeister, ihre Mitarbeiter und ihre Stadträte noch längst nicht bürgernah genug sind.Man sollte einmal die Bürger mehr ermutigen zu Sitzungen zu kommen, ihre Fragen zu stellen und auch mehr über die Sitzungen in der Presse, im Internet und im Regionalfernsehen berichten.
Insoweit sollten alle an sich und den Umständen arbeiten, natürlich auch meine Wenigkeit.
Auch von Oberbürgermeister Ralf Kerndt erhielten wir eine Antwort:
Eine Diskussion zum Thema Stattzeitung stand nie auf der Tagesordnung, auch nicht im nichtöffentlichen Teil.
Allerdings wurde im nichtöffentlichen Teil der SR-Sitzung vom 24.11.2010 durch einen Stadtrat angefragt, welche Auffassung andere Stadträte dazu haben, dass auf der offiziellen Homepage der Stadt eine Verlinkung zu einer Seite erfolgt, auf welcher die Möglichkeit besteht und auch genutzt wird, anonym in teilweise persönlich beleidigender Art und Weise Meinungen zu äußern.
In der sich anschließenden Aussprache haben alle Stadträte, die das Wort ergriffen, die Auffassung vertreten, dass unter diesen Umständen eine direkte Beziehung zwischen der Stadtseite und der Stattzeitung nicht bestehen sollte.
Dem Auftrag an die Stadtverwaltung, diese Verlinkungsgenehmigung zurück zu nehmen, hat kein Stadtrat widersprochen.
Persönlich habe ich mich als befangen gesehen und mich nicht entscheidend geäußert.
Ob wir als Bürger tatsächlich objektiv (also ohne Meinung) sein müssen? Warum man das Abstimmungsverhalten von Stadträten nicht (scharf) kritisieren darf? Wann aus einer redaktionellen Pflege eine Zensur der freien Meinung wird? Wie bürgernah Stadträte sein sollten? Und warum der Bürgermeister sich bei diesem Thema für befangen hält?
Fragen über Fragen, deren Beantwortung wir Ihnen nicht abnehmen wollen und auch nicht können.
Ach ja, die Zugriffszahlen sind im Dezember im Vergleich zum Vormonat gestiegen. Trotz der traditionell eher ruhigen Weihnachtsfeiertage und auch ohne den Link von www.Dippoldiswalde.de.
Januar 26th, 2011 at 08:41
Als kleiner Mit-Autor von verschiedenen Beiträgen in unserer mittlerweile etablierten StattZeitung möchte ich zu diesem sehr nachdenkenswerten aktuellen (Zwischenstands-)Bericht von Herrn Frey allen unseren Lesern meine Gedanken dazu mitgeben:
Wer dieses Thema “Linkentfernung” von Anfang an bis jetzt mitverfolgt hat, nun dazu die obenstehend geäußerten öffentlichen Äußerungen von bedauernswerterweise nur zwei (!!) Stadträten und dem OB für seine eigene Meinungsbildung mit in die Waagschale wirft, dazu noch seine bisherigen eigenen Erfahrungen bei der Wahrnehmung der Arbeit des Stadtrates und auch der gesamten Verwaltung im Sinne einer ‘bürgernahen’ Tätigkeit dazulegt kann die vielen aufgeworfenen Fragen von Herrn Frey im Anschluß an die viel zu wenigen Statements unserer Bürgervertreter sicherlich 100% nachvollziehen. Wir sind in unserer Stadt von einer ‘guten’, ehrlichen, offenen und für den Laien und Steuerzahler nachvollziehbaren Bürgerarbeit im ureigensten Sinne noch meilenweit entfernt!! Ich glaube die Reaktion der einfachen Leute, auch hier in Dipps, nennt man ‘Politikverdrossenheit’? Man könnte denken manchen Zeitgenossen im Amt käme dieses verständliche Verhalten gar nicht so ungelegen oder? So kann man in aller Ruhe, fern jeden öffentlichen Interesses (Stichwort Stadtratssitzung, Einwohnerversammlung…) seine Ziele viel einfacher durchbringen…
Das gilt es spätestens nach den OB-Wahlen entscheidend zu ändern! Der Fisch stinkt am Kopf und erst wenn das aufhört dann wird es auch eine positive Bewegung von unten geben. Das die Dippser, vielleicht noch vor den Wahlen, Chancen auf einen kompletten Umbruch oder Neuanfang sehen, dann auch aufstehen und was ändern wollen/können, sehe ich leider derzeit (noch) nicht
Einen Lichtblick für uns als StattZeitung gibt es schon jetzt und eigentlich seit geraumer Zeit: Und das ist der ungebrochene Bedarf an ungeschminkten, nicht schöngeredeten Informationen von unten, also von uns einfachen Leuten! Relativ schnell, damit auch aktuell, alle möglichen Themen aus unserem Alltag, positiv wie negativ und von ehrenamtlichen Autoren geschrieben. Mitmachen kann jeder! Die täglichen, wöchentlichen und monatlichen Zugriffszahlen auf unsere Seite zeigen uns immer wieder das große Interesse von Ihnen. Vielen Dank dafür!
Und das ist auch nur der einzige Grund weshalb uns die vollzogene Linkentfernung eigentlich nicht weh tut, die Leute finden bekanntlich auch so den Weg zu dippolds.info ……