Ein skurriler Vormittag
Warum ich am letzten Sonnabend ins Bahnhotel zur Maifeier der Linken gegangen bin? Dort sollten die Bürgermeisterkandidaten Ralf Kerndt und Kerstin Körner insbesondere zur Demokratie in Dippoldiswalde befragt werden.
Als Termin für die Mai-Feier traf man sich am letzten Tag im April. Vielleicht hatte die Mehrzahl der linken Parteigänger am eigentlichen 1. Mai, obwohl dies ein Sonntag war, keine Zeit? Vielleicht musste man demonstrieren, wie früher?
Skurril I:
Von den (von mir gezählten) 23 Gästen waren ca. ¾ im besten Rentenalter. Einige sogar noch älter.
Skurril II:
Obwohl man sich innerhalb der Linken (und gegenüber vielen außenstehenden Freunden und Bekannten) schon längst für eine Wahlempfehlung für den amtierenden Oberbürgermeister ausgesprochen hatte, lud man die Kandidatin der CDU mit ein. Brauchte man nur eine Unterhaltung bis zum gemeinsamen Mittagessen?
Skurril III:
Dieses Essen scheint immer der eigentliche Höhepunkt der Treffen der Linken zu sein. Wenn Sie mal Gast bei einer Veranstaltung sein sollten, im ersten Drittel der Veranstaltung gibt es eine Liste, wo Sie sich für das gemeinsame Mahl eintragen können. Und sollte der Koch mal zu schnell sein, kein Problem, man kann ja nebenbei auch noch über Politik reden.
Skurril IV:
Neben den beiden Oberbürgermeister-Kandidaten saßen noch Stadträtin Manuela Albert, Kreis- und Landtagspolitikerin Verena Meiwald sowie Edith Post im Podium. Letztere, Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat, moderierte die Veranstaltung. Während der vertraute „Ralf“ zur Rechten eher ein Freund zu sein schien, war „Frau Körner“ auf der anderen Seite irgendwie weit weg. Und so verwunderte es auch nicht, dass Edith Post über ihren Duz-Freund in die große Runde posaunte, dass ein Erfolg von Ralf Kerndt bei der anstehenden Bürgermeisterwahl schön wäre.
Skurril V:
Nur einmal meldete sich Manuela Albert zu Wort und wollte irgendwelche Interna aus dem aktuellen Haushaltplan von Kerstin Körner erklärt haben. Dies war umso peinlicher, als dass Manuela, Edith und Ralf allesamt im Finanzausschuss von Dipps sitzen, der ausnahmslos nichtöffentlich agiert.
Angesprochen auf diese Form der Demokratie erklärte Frau Post selbstsicher, dass sie (die Mitglieder im Finanzausschuss) ja ausgewiesene Fachleute wären, im Notfall auch noch einmal die Meinung aus der Verwandtschaft nachfragen könnten, weil hier der Kollege eines Schwagers* BWL gelernt hätte. Und wenn man alles entsprechen vorbereitet hat, darf der gemeine Pöbel ja sogar noch einmal Einsicht in das Meisterwerk nehmen, ja er darf sogar noch seine Meinung dazu abgeben. Letzteres war die korrekte Wiedergabe des gesagten Inhaltes – allerdings in meinen Worten. Unfairness macht mich leider wütend.
Skurril VI:
Nachdem sich Kerstin Körner vorgestellt hatte, gab es zwei äußerst peinliche Momente. „Wer war denn da ihre Mutter?“ und „Können Sie dann überhaupt noch Ihre privaten Hobbys und die mögliche Arbeit als Bürgermeister unter einen Hut bringen?“ Beides ist privat. Zum Tratschen sollte man lieber zum Friseur oder auf den Markt gehen.
Nachdem Kerstin Körner aber ausführte, dass sie umgehend ihr Amt beim TuS als stellvertretende Vorsitzende des Sportvereins abgeben würde, um nicht in einen Gewissenskonflikt zu geraten, lag der Ball auf einmal beim amtierenden Bürgermeister. Ralf Kerndt sitzt bis heute als Vorstandsmitglied des Fußballvereins eigentlich zwischen den Stühlen.
Skurril VII:
Meine Nachfrage an beide Kandidaten, ob sie einen Ortschaftsrat für die Dippser Kernstadt unterstützen, beantwortete auch Frau Post gleich noch ungefragt. Allerding war sie wohl inhaltlich wenig vorbereitet oder thematisch überfordert. Vielleicht hätte sie lieber geschwiegen.
Ach so: Ja, sowohl Ralf Kerndt als auch Kerstin Körner sehen es als notwendig an, auch in der Stadt Dippoldiswalde einen Ortschaftsrat zu gründen, der viele kleine Probleme der Bürger und Anwohner bündelt, damit sich der Stadtrat den wichtigen Entscheidungen in der Stadt intensiver widmen kann.
Skurril VIII:
Bei verschiedenen privaten Gesprächen mit den Linken, die außerhalb des Protokolles stattfinden/ stattfanden, ist man sich über die Personalie Kerndt auch nicht mehr sicher. Zumindest fällt es den Gefragten immer schwer, ein Ergebnis aus den letzten Jahren zu benennen, welches mit dem Namen Ralf Kerndt verbunden werden könnte. Vom Verlust des Kreisstadt-Status einmal abgesehen. Aber als linke Partei kann man doch keine Wahlempfehlung für die CDU aussprechen! OK, der Rother in Wilsdruff ist auch CDU und nicht der Schlechteste, …




