Über einen Aufstand, der nicht stattfand
Nach der Sommerpause gastiert am 4. September 2011, 16.00 Uhr im Rathaus Volker Braun, der schon in der DDR bekannte Schriftsteller aus Berlin. Er stammt aus Dresden, wo er kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges geboren wurde. Sein schwerer Entwicklungsweg begann besonders nach dem Abitur, als er wie seinerzeit so viele in der DDR keinen Studienplatz bekam. Tätigkeiten als Druckereiarbeiter, Tiefbauarbeiter und Maschinist ebneten ihm schließlich den Weg zum Philosophie-Studium.
Am 1. Mai 1992 demonstrieren 4000 streikende Arbeiter an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und errichten einen Zaun mit der Aufschrift: »Kein Kolonialgebiet«. Der Protest nimmt immer größere Dimensionen an, man marschiert ‘gen Berlin, debattiert die Belagerung von Erfurt, kurz: es kommt zum großen Arbeiterkrieg.
Der Fabulierkraft und -lust, dem Witz und dem Humor Volker Brauns ist es zu verdanken, wenn „Die hellen Haufen“ konkret und einfühlsam, ironisch und bitterernst von einem Aufstand berichten, der nicht stattgefunden hat. Zwar streift ein Heerhaufen Entlassener und Arbeitsloser durch Mitteldeutschland – daß sie aber nicht kämpfen, ist der bittere, süße Faden der Erzählung. Sie sammeln sich auf einem Schlackeberg, dem Schutt ihrer Existenz, die nicht zu verteidigen ist, eines Besitzes, den sie nicht besessen haben, eines Lebens, für das man das seine nicht in die Schanze schlägt. So wird eine Niederlage erfochten und ein Widerstand erdacht. Diese klare, einfache, harte Geschichte mußte geschrieben werden, einmal für allemal. »Was wir nicht zustande gebracht haben, müssen wir überliefern.« (Ernst Bloch)
So die Inhaltsangabe zu “Die hellen Haufen” von Volker Braun. Dieses Buch soll am 12. Oktober im Suhrkamp-Verlag erscheinen.
Volker Braun wird Ausschnitte aus diesem Buch und aus „Werktage” kesen und anschließend einige seiner Bücher signieren (und verkaufen).
Volker Braun wurde als junger Autor mit dem Heinrich-Mann- und dem Gotthold-Ephraim-Lessing-Preis geehrt und erhielt 1988 den Nationalpreis 1. Klasse. 1973 war er Mitglied im Schriftstellerverband der DDR geworden. 1977 engagierte ihn Helene Weigel.Volker Braun wirkte zeitweilig am Deutschen Theater und war dann erneut in Brechts Spuren am „Berliner Ensemble” tätig: für ein philosophisches Volkstheater.
Seine Werke begann er mit dem Drama „Die Kipper” und frühen Gedichten (1965/1966). Nach dem „Hinze-Kunze-Roman” (1985) widmete er sich ab 1990 unter anderem „Bodenlosen Satz”, dem „Wendehals”, dem „Nichtgelebten” und dem „Wirklichgewollten”.
1990 wurde Volker Braun in die Westberliner Akademie berufen. Geehrt mit weiteren Preisen (genannt seien die Namen Schiller, Strittmatter und Büchner) und eingeladen zu Vortragstätigkeiten an Universitäten des In- und Auslandes, nahm ihn u. a. seine Heimatstadt Dresden 1994 in die Akademie auf.
Der reiche Weg seines arbeitsvollen Lebens führte ihn im reifen Alter bis zum Direktor für Literatur an der (Berliner) Akademie der Künste. Zur 800-Jahr-Feier seiner Heimat hielt er eine bedeutsame Rede.
Bitte beachten Sie: Diese Veranstaltung war ursprünglich für den 11.9.2011 geplant!
Wolfgang Mende
Kartenvorbestellungen (zum Preis von 8 Euro und ermäßigt für 6 Euro) sind über Telefon 03504 614648 ab 29. August auch abends möglich. Die Tageskasse ist ab 15 Uhr geöffnet.