Und plötzlich ist man tot…
Gedanken zum Totensonntag
Eigentlich sterben ja immer nur die anderen. Im Fernsehen, in Altenheimen, in Krankenhäusern, bei Unfällen und Naturkatastrophen. Einen selbst oder nahe Angehörige und Freunde, uns betrifft das doch ganz sicher nicht, jedenfalls noch lange nicht – bis dann eines Tages die traurige Nachricht über den immer wieder beiseite geschobenen, verdrängten Tod eintrifft. Schock, Fassungslosigkeit, Trauer. Und die Frage: „Was nun?“.
Viele Dinge sind gerade in kurzer Zeit nach dem Tode eines geliebten Menschen zu erledigen, müssen dringend getan werden. Wenn auch durch die Bestattungsinstitute eine Vielzahl von Organisation und Behördenwegen, von Bestellungen und Besorgungen – auf Wunsch der Angehörigen – erledigt werden, bleibt doch das Entscheidende, das Wesentliche in den Händen der Hinterbliebenen. Es müssen Entscheidungen getroffen werden, Entscheidungen, die – ebenso wie der Tod – endgültig sind, die nie mehr geändert oder rückgängig gemacht werden können.
Dies beginnt mit der Festlegung der Art der Bestattung (Erd- oder Feuerbestattung in verschiedenen Formen), soll die Abschiednahme am offenen oder geschlossenen Sarg oder an der Urne erfolgen. Der Friedhof und die Grabstelle müssen ausgewählt werden, die Entscheidung für ein Wahloder Einzelgrab, für ein Gemeinschaftsgrab oder eine ganz anonyme Bestattung. Der Umfang und die Form der Trauerfeier ist festzulegen, als kirchliche Feier nach der Konfession des Verstorbenen, als weltliche Trauerfeier mit Redner oder Rednerin, als stilles Gedenken oder gar in aller Stille – ohne Musik und ohne letzte Worte… Eine Traueranzeige ist zu verfassen – oder aber auch nicht, Angehörige, Freunde, Nachbarn und Kollegen sind zu informieren. Über Art und Umfang des Blumenschmuckes ist zu entschei den, Schleifentexte zu formulieren…
Aber auch ganz profane Dinge sind zu bedenken, Versicherungen zu informieren, Verträge zu kündigen oder zu ändern, der Nachlass zu regeln, eventuell die Wohnung aufzulösen, und, und, und.
Und dieses alles in einer Situation, in der man kaum klar denken kann, in der die Trauer am größten und am schmerzhaftesten ist. Sollten nicht diese Tage im November, in denen das Thema Tod und Sterben in den Medien wieder sehr präsent ist, in denen die Gräber für den Winter abgedeckt werden, die Grabstellen und auch die Gottesdienste (am Ewigkeitssonntag/Totensonntag, 24. November mit Verlesung der Namen verstorbener Gemeindeglieder um 9.00 Uhr in Reichstädt, 10.00 Uhr in Schmiedeberg, 10.15 Uhr in Dippoldiswalde) oder 15.00 Uhr das Totengedenken in der Nikolaikirche Dippoldiswalde besucht werden, sollten nicht diese Tage auch dazu genutzt werden, über den eigenen Tod nachzudenken, sich mit seinen Angehörigen und Freunden über dieses Thema auszutauschen und auch seine Wünsche, seine Vorstellungen über die eigene Bestattung zu äußern. Es ist ja bis dahin hoffentlich noch viel, sehr viel Zeit – aber vielleicht aber hat man sein letztes Weihnachtfest schon lange hinter sich…