Braucht Dippoldiswalde eine neue Bürgerbroschüre?
Diese Frage beantwortete die Stadtverwaltung für sich bereits mit “Ja”.
Die Verwaltung der Großen Kreisstadt Dippoldiswalde möchte eine neue Bürgerbroschüre veröffentlichen.
Was ist eine Bürgerbroschüre und welche Inhalte sollen hier veröffentlicht werden?
Dies ließ das Rathaus in seiner Beschlussvorlage zur kommenden Sitzung des Haupt- und Verwaltungsausschusses erst einmal offen.
Für die inhaltliche Gestaltung bittet die Verwaltung um enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Ortschaftsräten.
In der Regel sind diese Broschüren eine wilde Sammlung von Werbeanzeigen, die durch gelegentliche redaktionelle Beiträge unterbrochen werden. Dies beweist bspw. die Dippser Broschüre aus dem Jahr 2007, die aus diesen Gründen sogar auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet.
Was kostet diese Broschüre?
Erst einmal nix.
Die gesamte Erstellung der Bürgerbroschüre mit eingelegtem Stadtplan in einer Auflage von 9.000 Stück ist für die Stadt selbst kostenlos und wird ausschließlich aus Werbeanzeigen finanziert.
Der Verlag lässt sich also seine Aufwendungen durch die Werbung ortsansässiger Unternehmen bezahlen.
Warum engagiert sich die Stadt für private Werbung?
Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Aber wenn man zwischen den Zeilen liest, kann man die Gedanken vielleicht nachvollziehen:
* die ABC Print GmbH … kann jedoch keinen digitalen Stadtplan bereitstellen
* die Verwendung der Kartographie bei anderen städtischen Projekten kann nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden
* die XYZ-GmbH bietet die kostenlose Bereitstellung eines digitalen Stadtplanes für die Homepage von Dippoldiswalde
* die kostenlose Verwendung der Kartographie bei anderen städtischen Projekten …
* kostenloser QR-Code
* kostenlose Stadt-App, die ausschließlich aus Werbeeinnahmen finanziert wird
Dazu sollte man wissen, dass es nach Kenntnis der StattZeitung schon zu juristischen Auseinandersetzungen gekommen sein soll, weil die Stadt (angeblich) Urheberrechte fremder Kartenanbieter verletzt haben soll.
Mit OpenStreetMap könnte die Stadt schon jetzt kostenlos Pläne nutzen, dort eigenverantwortlich Rad- und Wanderwege oder Hundetoiletten oder Feuerwehrhydranten darstellen, oder Folien mit neuen Baugebieten einblenden, oder Hinweise für städtische Einrichtungen, oder … Open Street Map wird beispielsweise in Wildruff oder in Rostock eingesetzt.
Und QR-Codes kann man übrigens auch jederzeit kostenlos im Internet generieren oder mit kostenlosen Programmen selber erstellen. Man kann diese Codes sogar kreativ gestalten, sofern man dies möchte.
Was nichts kostet, ist nichts wert?
Der digitale Stadtplan des Städte-Verlages ist bereits seit mehr als einem Jahr auf www.dippoldiswalde.de eingestellt und enthält viele Werbeanzeigen ortsansässiger Unternehmen.
Warum Unternehmen mindestens 250 Euro im Jahr dafür ausgeben, um eine kurze Adresszeile in so einem Stadtplan zu erhalten was andere Anbieter kostenlos ermöglichen könnten, bleibt deren Geheimnis.
Im Falle des erwähnten Städte-Verlages haben ca. 25 Dippser Betriebe annonciert. (Die inhaltlichen Informationen über Dippoldiswalde hat der genannte Verlag übrigens kostenlos der Wikipedia “entnommen”. Und auf was greift der Städteverlag bei den Karten (außerhalb der größeren Ortschaften) zurück? Open Street Map!)
Nimmt man zu der Summe für die Online-Werbung die Gelder für die Reklame in der gedruckten Broschüre noch dazu, kommt man bestimmt auf einen auskömmlichen 5-stelligen Betrag, mit dem Dippser Unternehmer einen Großteil für eine neue Homepage gestalten könnten.
Fazit?
Warum also Geld nach Fellbach (Baden/ Württemberg) überweisen, was wir auch gut in der eigenen Region ausgeben könnten? Inhalte aus der Bürgerbroschüre können gern im Amtsblatt erscheinen, sofern dies noch nicht erfolgt ist.
Für alle übrigen Informationen sollte man aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Kosten auf eine Papierausgabe verzichten und lieber einen aktuellen Internetauftritt erstellen. Und hier sollte sich gerade die Stadtverwaltung dafür stark machen, um das Werbebudget der Unternehmen in der Region zu halten. Vorschläge, wie beispielsweise kostengünstige Kartenmaterialien im Internet genutzt werden können, wurden der Verwaltung bereits mehrfach angetragen.
Erinnert sich noch jemand an die Bürgerbroschüre aus dem Jahr 2007?

Informationsbroschüre, Stadtplan mit Ausflugsvorschlägen und Werbeflyer im corporate design. Und die Inhalte?
September 16th, 2014 at 07:37
Wieder einmal gut recherchiert! Nur die Firma aus BW profitiert mit Umsatz, die Nutzer dieser Broschüre sind minimal. Wer schaut sich heute noch sowas an. Die meisten sind im Netz unterwegs und Suchen da nach Informationen, was sie punktuell benötigen. Ich kann Verwaltung verstehen warum sie das machen: Bürgerbroschüre klingt gut, 0 Kosten außer Verwaltungsaufwendungen (Zuarbeit)…. man kann was auslegen im Rathaus und man hat wieder was gemacht,… die älteren Stadträte freuts vielleicht….. ansonsten 0 Effekt… Meiner Meinung nach eine sinnlose Aktion!
September 16th, 2014 at 08:25
Wenn ich mal so nachdenke, wann ich das letzte mal in der Bürgerbroschüre geblättert habe … Hm. Naja, eventuell einmal, als diese mir zugestellt wurde.
Aber richtig ist, dass die einheimischen Händler und Gewerbetreibenden auf sich aufmerksam machen möchten. Doch bitte ihr lieben Gewerbler, lasst doch das Geld in der Heimat. Bald wird die Stadt ein Jubiläum feiern wollen. Und zu dieser 800-Jahr Feier wird vielleicht eine Festschrift erstellt oder ähnliches. Dort wäre die Werbung und das Geld sicher sinnvoller und heimatverbundener angebracht.
September 16th, 2014 at 08:32
… eine Bürgerbroschüre solcherart braucht Dipps ganz sicher nicht!
Mal abgesehen davon, dass eine gute Internet-Präsenz auch hinsichtlich ihres Aktualitätsgrades weitaus informativer ist, erwarte ich als Bürger eher einen kompetenten Auskunftsdienst durch das “Bürgerbüro”, gern auch durch die anderen Informations-Dienstleister (Bibliothek, Museum…) der Stadt.
Einen Stadtplan inclusive touristischer Informationen in Print-Form – inbegriffen Umland mit den Ortsteilen – dagegen würde ich gut finden.
Was mich nur immer wieder wundert… Wer kommt auf diese “Ideen” und wo sind die, welche sich damit ernsthaft auseinandersetzen, so wie es hier geschieht? Es passiert immer wieder, dass einmal gefasste Beschlüsse gradlinig durchgezogen werden ohne die sehr sachgerechten Vorbehalte von Bürgern zu berücksichtigen.
September 30th, 2014 at 06:08
[...] vorab verständigen muss. Dieser Gedanke und auch weitere Vorschläge, grob nachzulesen in einem Artikel der StattZeitung von Mitte September, fanden allerdings keine [...]