Während sich etwas in der Region bewegt, in Altenberg findet in wenigen Tagen eine Informationsveranstaltung zum Thema UNESCO-Welterbe „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohoří“ statt, lässt Dippoldiswalde – kein Witz – offizielle Objekte aus diesem UNESCO-Projekt zerstören.

In der letzten Stadtratssitzung gab es einen Tagesordnungspunkt, wo über die Verfüllung eines Mühlgrabens abgestimmt werden sollte. Begibt man sich auf die Suche nach den genannten Flurstücksnummern, gelangt man zum alten Mühlgraben an der Eichleite.
Hier in der Nähe lässt gerade die Landestalsperrenverwaltung Baumaßnahmen an der Weißeritz durchführen. Dabei fallen größere Mengen Erde an, die die Baufirma natürlich nicht langwierig transportieren und deponieren will. Und so kam man auf den Trick, Dippoldiswalde die Erde kostenfrei für die Verfüllung eines Mühlgrabens anzubieten.
Rocco Krönert, CDU-Stadtrat und selber in der Tiefbaubranche zu Hause, errechnete überschlägig, dass die Baufirma somit einen Gewinn von ca. 20.000 Euro machen würde.
Warum die Stadträte dieser Idee zustimmten war genau so unerklärlich wie die Tatsache, dass Ortsvorsteher Rene Schlechter die Zustimmung des Dippser Ortschaftsrates zu diesem Projekt erklärte. Dabei hatte sich dieses Gremium zu keiner Zeit über dieses Thema beraten.
Und so soll nun, vorbehaltlich der Zustimmung überörtlicher kreislicher Behörden, der Mühlgraben verfüllt werden, der über 300 Jahre die Lohmühle von Dipps mit Wasser versorgte.
Dabei spielt es für die Stadträte anscheinend auch keine Rolle, dass unser Dippser Lohgerbermuseum immer mal wieder als „Einzigartig in Europa“ bezeichnet wird.
Dabei spielten auch keine Gedanken des Fördervereins Mittelalterlicher Bergbau eine Rolle, den Mühlgraben vielleicht als Demonstrationsprojekt für das berühmte Dippser Naßpochwerk und seinen Erfinder Sigismund von Maltitz zu nutzen.
Selbstverständlich fiel mitnichten während der Diskussion ein Hinweis auf die Vorbereitung des UNESCO-Welterbe-Projektes, wo auch Dippoldiswalde Mitglied ist und jährlich knapp 3.0o0 Euro Beitrag zahlt. Letzterer Beschluss erfolgte übrigens erst im Mai dieses Jahres, noch unter der Ägide von Ralf Kerndt, der als Chef der ABS Osterzgebirge in den 90er Jahren ABM-Kräfte für die Erhaltung dieses Mühlgrabens bezahlte.
Als letztes stellt sich nun aber noch die Frage, was Thomas Klein zu dem Thema gemeint hätte. Aber der Chef des Dippser Lohgerbermuseums war bei dieser Diskussion nicht zugegen.
Wenn nun der Mühlgraben schon seit 2002 seine ursprüngliche Funktion nicht mehr erfüllt, kann man diesen anscheinend auch gedankenlos verfüllen lassen.

Noch ist der Mühlgraben in der Eichleite zu sehen. Wenn es nach dem Willen der Stadträte geht, wird dieses Bild bald nicht mehr möglich sein.