Setzt Dipps auf Hybrid-Internet?
Vor einigen Jahren hat die Bundesregierung einen Internetzugang von mindestens 50 Megabit/ Sekunde für jeden Haushalt im Jahr 2018 versprochen. Im letzten Jahr (2014) sollten bereits 75% der Haushalte mit dieser Breitband-Geschwindigkeit ans Internet angeschlossen sein.
Die Realität sieht leider anders aus. Nicht nur in den dünn besiedelten Grenzregionen unseres Landkreises oder in eher abgelegenen Orten unserer Stadt, nein selbst in der Kernstadt von Dipps erlebt man tiefste Internet-Steinzeit. Mehr als 3 – 4.000 kBit/s kommen hier zum Teil nicht an. Nun hatte sich der Landkreis dieses Problem auf die Fahnen geschrieben, da die Region wirtschaftlich zurückzufallen droht.
Im März beschloss der Kreistag, über das Landratsamt eine Bedarfs- und Verfügbarkeitsanalyse zu erstellen. Dafür gab es Anfang Juni einen 1. Fördermittelbescheid in Höhe von 41.000 Euro.
Die Stadt Dipps, der flächendeckende Ausbau des Breitbandes in allen Ortsteilen war auch ein Wahlkampfthema zu den Bürgermeisterwahlen, ließ halbherzig eine Breitbandbedarfsanalyse erstellen. Diese findet man etwas versteckt auf der Dippser Homepage.
Angeblich sollten hier in Beratungen mit dem Oberbürgermeister, dem Technischen Ausschuss und gleichzeitig unter Beteiligung der Ortschaftsräte Fragebögen über den gewerblichen Bedarf herausgearbeitet werden. Das Ergebnis: In der Kernstadt von Dipps hätten angeblich nur 4 Unternehmen (in Worten: vier) Bedarf für einen besseren Internetzugang angemeldet.
Wer, wann, wie die Fragebögen verteilt hat, konnte bei einer Anfrage diesbezüglich im Ortschaftsrat nicht beantwortet werden. Stattdessen erhielt ich aber die Information, dass in einer der nächsten Stadtratssitzungen ein eigener Dippser Weg eingeschlagen werden soll. Die Stadt wolle nach Aussage von Ortsvorsteher René Schlechter die Zusammenarbeit mit dem Landkreis aufkündigen und einen eigenen Weg gehen. Altenberg und Glashütte würden dies auch schon machen.
Tatsächlich hat Glashütte Anfang dieses Jahres ein „Markterkundungsverfahren“ in Auftrag gegeben. Die Stadt will damit prüfen, ob Betreiber elektronischer Kommunikationsnetze in der Lage wären, ohne finanzielle Beteiligung Dritter Breitbanddienste mit Übertragungsraten von mindestens 30 Mbit/s im Downstream im Zeitrahmen bis 01/2018 anzubieten.
Glashütte hofft hier auf ein „Breitbandnetz der nächsten Generation“, unter Fachleuten als sogenanntes NGA-Netz (Next Generation Access) genannt.
An dieser Stelle wird es technisch, aber auch interessant: Betrachtet man die Entwicklung der Breitbandnetze weltweit, so führt am schnellen Glasfaseranschluss bis in jedes Haus/ bis in jede Wohnung („Fiber to the Home“ = FTTH) kein Weg vorbei. Allerdings bedeutet dies den flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze bis hin zu den Anschlüssen beim Endkunden.
Durch verschiedene Betreiber von Funknetzen wird aber immer wieder suggeriert, dass mittels neuer Mobilfunktechnologien (LTE = Long Term Evolution = 4G Mobilfunk) die Übertragung der Daten für die Zukunft gewährleistet sei. Dies ist aber nur die halbe Wahreit, denn auch LTE hat technische Beschränkungen (max. 300 MBit/s.)
NGA wird aktuell als Oberbegriff für das Miteinander von FTTH und 4G-Mobilfunk verwendet. Dort, wo flächendeckender Breitbandausbau kurzfristig nicht möglich ist, ist die Erstversorgung durchaus sinnvoll über diese hybride Technologie. Auch der mobile Internetzugang kann zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Allerdings, und da sind sich die Fachleute auch sicher, führt an der Glasfaser kein Weg vorbei.
Wenn Dippoldiswalde jetzt ausschließlich auf die hybride Technik orientiert, setzt man sehenden Auges auf ein schon lahmendes Pferd.
In der Hoffnung, irgendjemand wird unser Problem schon lösen, verlässt man sich auf Monopolisten und ignoriert die eigene Verantwortung. Die Zeche werden die Kunden zahlen, die entweder über einen schlechten Beitbandanschluss verfügen oder die dafür überdurchschnittliche Gebühren berappen müssen.
Und wer ist Schuld an dieser Misere?
“Sie, der deutsche Durchschnittsbürger, sind hauptverantwortlich für die fatale Digitalpolitik, weil Sie alles mit sich machen lassen.”
Zu dieser interessanten und lesenswerten Einschätzung kam Sascha Lobo vor wenigen Tagen bei Spiegel online:
“… halten Sie den Mund, hören Sie auf sich folgenlos zu beschweren und schauen Sie fern, bis Sie unvernetzt vom Sofa fallen. Dann hinterlassen Sie Ihren Kindern eben eine digitale Scheißwelt, vollüberwacht, vollkommerzialisiert, vollidiotisch.”
Juli 4th, 2015 at 14:59
Herr Dobrindt auf der CEBIT März 2015:
“”50 MBit/s für alle bis 2018 ist für uns nur ein Zwischenziel”
Alexander Dobrindt, für den Breitbandausbau zuständiger Bundesminister, sieht im flächendeckenden 50-MBit/s-Ausbau nur ein Zwischenziel. Er kann sich Datenraten von 500 MBit/s vorstellen und fordert die Netzbetreiber auf, daran auch in ländlichen Regionen zu denken.”
“”In Deutschland haben nach Angaben des Verkehrsministeriums mittlerweile zwei Drittel aller Haushalte Zugang zu besonders schnellem Internet mit mehr als 50 Megabit pro Sekunde.”"
Juli 5th, 2015 at 18:41
Sehr geehrter Jens Peter,
ich hoffe, das Sie diesen Artikel lesen und appelliere an ihren gesunden Menschenverstand, tun Sie zu diesem Thema das richtige und holen Sie sich in den Nachgemeinden (Bannewitz & OT,Höckendorf & OT,Altenberg & OT) Rat und lassen sie diesen Hybrid und Funk Schwachsinn !!!!
Gerade sie als Lehrer sollten wissen wie wichtig dieses Thema in Sachen Bildung und Wirtschaft ist.
Versuchen Sie nicht das Rad neu zu erfinden, schauen Sie sich einfach die erfolgreichen Projekte der Nachgemeinden an und halten Sie Ihr Wahlversprechen, Ihre und und unser aller Kinder,Gewerbetreibende und alle Privatleute werden es Ihnen Danken….
Juli 7th, 2015 at 21:20
Leute kündigt und holt euch eine Sat Schüssel das geht mittlerweile auch ohne Rückkanal
https://www.orbitcom.de/astra-connect es gibt auch andere Anbieter eine Telefon Funktion kann man sich via https://www.sipgate.de/basic/ holen je nach Nutzung kostet das auch nicht mehr als in der Steinzeit zu verharren und auf eine kommunale Lösung kann man dann allemal noch warten.
Oktober 24th, 2015 at 10:50
[...] viel Kopfschütteln erhielt der Beschluss des Stadtrates, einen eigenen Weg beim Breitbandausbau für die Internetversorgung in unserer Stadt (einschließlich der Ortsteile) [...]