“Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.”
Diese Aussage von Exbundeskanzler Helmut Schmidt dürfte vielen geläufig sein. Dass Schmidt später relativierte, „Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage“, ging in der Geschichte unter.
Der Dippser Ex-Bürgermeister Horst Bellmann hat einmal auf die Frage nach Visionen geantwortet, dass man sich diese nicht leisten kann. Mit welchen finanziellen Summen er hier kalkuliert hatte, blieb leider offen.
Eine Vision kann lediglich ein Traum sein, der nahezu nichts kostet. Aus unternehmerischer Sicht kann hier aber auch eine Strategie entwickelt werden, wie man ein konkretes Ziel erreichen möchte. Die Erarbeitung solcher Leitlinien hingegen kostet neben Gehirnschmalz auch etwas Geld.
In den letzten Jahren, also seit der Ära Horst Bellmann, hat Dippoldiswalde weder ein Stadtentwicklungskonzept konsequent erarbeitet und verfolgt, noch wurden wirtschaftliche oder touristische Ziele gesteckt. Es gibt kein Verkehrskonzept, es wird planlos bei der wichtigen Breitbandversorgung agiert und die aufwändig erarbeitete Prädikatisierung von Malter, Paulsdorf und Seifersdorf als staatlich anerkannter „Erholungsort“ soll jetzt abgelehnt werden. Wo letztendlich doch Leitlinien erarbeitet wurden (z.B. örtliche Bebauungspläne, Gestaltungssatzungen), waren Ausnahmegenehmigungen die Regel.
Vieles fällt nun dem amtierenden Oberbürgermeister vor und auf die Füße. Allerdings darf das Mitgefühl getrost begrenzt werden, da Jens Peter schon vorher als Stadtrat Einsicht in die vielschichtigen Probleme hätte nehmen müssen.
Vielleicht hilft hier gerade jetzt ein richtiger Workshop. Die Stuttgarter Zeitung diskutiert die „Stadt der Zukunft“ bei einem Kongress Ende Oktober. Ein Blick in das Programm zeigt, dass auch Dippoldiswalde lernen könnte/ muss („Smart ist, wer über den Tellerrand schaut“). Dazu geht es z.B. um Stadtentwicklung, digitale Vernetzung, Einbeziehung der Bürger, Mobilitätskonzepte, den ländlichen Raum oder generell nur um eine lebenswerte Stadt der Zukunft.
Wenn sich Oberbürgermeister (oder Verwaltung) oder einzelne Stadträte Anregungen in Stuttgart holen würden, könnte Dippoldiswalde vielleicht mal wieder eine zentrale Rolle im Erzgebirge südlich von Dresden spielen und überregional bedeutsam sein. So wie dies seit dem Mittelalter eben für Dipps als Amtsstadt (später Kreisstadt) immer wichtig war. In diesen Tagen konkurriert man mit Glashütte, Altenberg oder Höckendorf und – wenn man ehrlich ist – nicht immer erfolgreich.