Stadtfest, Ja oder Nein?
Wer diese Diskussion in der gestrigen Stadtratssitzung miterleben durfte, hat eher ein Trauerspiel denn die Vorbereitung auf ein Fest miterleben dürfen:
Dass man das Fest „100-Jahre Talsperre Malter“ im Jahr 2013 feiern kann, dürfte seit einem knappen Jahrhundert bekannt sein. Seit ein paar Monaten gibt es einen Arbeitskreis zur Vorbereitung der Feierlichkeiten. Leider arbeitet dieser Kreis weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zumindest nimmt man dies als Bewohner der Kernstadt so wahr.
Für die Vorbereitung des Festes wurde extra ein separates Unternehmen zur Vorbereitung gebunden. Dessen Ergebnisse stellte Klaus Kaiser als Chef der Weißeritztalerlebnis GmbH in einer Stadtratssitzung schon einmal vor. Die Kosten von ca. 70 T€ für die Veranstaltung scheinen überschaubar. Mit den kalkulierten Einnahmen gibt es kaum ein finanzielles Risiko. Ggf. muss die Stadt max. 4.000 Euro zuschießen.
Soweit klingt alles plausibel. Dass seitens der Organisatoren auf die finanziellen Zuschüsse für das Stadtfest geschielt wird, kann man teilweise auch noch verstehen. Kosten bzw. Kostenrisiko, organisatorischer Aufwand, vielleicht sogar freiwerdende personelle Kapazitäten des Kulturzentrums bei Wegfall des Stadtfestes wecken Begehrlichkeiten.
Warum aber der Stadtrat dieses Thema nichtöffentlich diskutiert …? Zumindest soll bei einer Probeabstimmung der Mehrheit der Stadträte für einen Ausfall des Stadtfestes im kommenden Jahr votiert haben.
Dies wiederum muss verschiedene Mitglieder des Dippser Handels- und Gewerbevereins in die Nase gefahren sein. OB Kerndt vermutete schon vor Jahren öffentlich, dass einige Unternehmen mit den Einnahmen zum Stadtfest einen Großteil ihres Jahresumsatzes erzielen. Zumindest lukrativ muss das Stadtfest letztendlich trotzdem sein, denn bei der gestrigen Stadtratssitzung waren fast zwei komplette Stuhlreihen im Ratssaal mit Gewerbetreibenden besetzt.
Die emotionale Diskussion machte leider ein paar tiefe Gräben zwischen Ortsteilen du Kernstadt deutlich. Stadt- und Ortschaftsräte aus den Talsperrengemeinden hofften auf eine Geste der Stadt, indem von hier eine größere finanzielle Unterstützung. Bürgermeister Ralf Kerndt versuchte zu beschwichtigen und verwies auf die 10.000 Euro, die das Stadtfest ja lediglich koste. Karl-Heinz Ukena (Paulsdorf) addierte zu dieser Zahl noch die Kosten für den Bauhof sowie die Personalkosten im Kulturhaus und kam seinerseits auf ca. 25.000 Euro. Auch die befragte Kämmerin bestätigte den Irrtum des Stadtchefs.
Das bei der Diskussion allen Ernstes die Befragung einer Tageszeitung zur offiziellen Entscheidungsfindung herangezogen wurde, an der sich jedoch lediglich 139 Leser dazu geäußert hatten, schien eher aus tendenziellen Gründen erfolgt sein.
Als Torsten Teubner (Paulsdorf) den Vorschlag machte, das Stadtfest finanziell dem Fest an der Talsperre gleichzustellen, bezeichnete dies Michael Triller (Dippoldiswalde) als Kinderei. Dass sich Michael Triller bereits im Vorfeld wortgewaltig für das Stadtfest aussprach, ärgerte wiederum CDU-Fraktionsvorsitzenden Ukena. Er verwies süffisant auf Falk Kühn-Meisegeier. Da seine Frau die Hauptorganisatorin des Stadtfestes ist, verließ dieser rechtzeitig die Diskussionsrunde wegen Befangenheit. Andere hingegen …
Dass sich letztendlich eine Mehrheit der Stadträte für die Ausrichtung des Stadtfestes 2013, dass damit die nichtöffentliche Vorbereitung ad absurdum geführt wurde, ärgerte übrigens auch Jürgen Strzebin und Uto Böhme (beide Seifersdorf). Sie sprachen unisono ihre Enttäuschung vor dieser Entscheidung aus.
November 8th, 2012 at 00:26
Zur besseren Berichterstattung für unsere Leser haben wir um die Zusendung von umfassenden und regelmäßigen Informationen vom Arbeitskreis „100-Jahre Talsperre Malter“ gebeten.
November 8th, 2012 at 10:29
Sehr geehrter Herr Frey,
es ist überhaupt kein Problem an den Sitzungen des Arbeitskreises teilzunehmen – ganz im Gegenteil ich würde es begrüßen. Ich stehe Ihnen auch gern zur Verfügung um Ihnen für die Leser einen Einblick zu verschaffen.
MfG Klaus Kaiser
GF WTE GmbH
November 8th, 2012 at 10:36
Viele Dippser Bürger würde interessieren, was aus Anlass 100 Jahr Talsperre Malter so alles geplant ist. Vielleicht ist es möglich dazu mal einen Beitrag (auch für Dippolds Bote) zu schreiben?
November 8th, 2012 at 13:32
Sehr geehrter Herr Kaiser,
Ihre Antwort ist … putzig. Für mich ist es sehr wohl ein Problem, an den Sitzungen eines Arbeitskreises teilzunehmen, von dem ich bisher weder über Termine noch über Inhalte informiert wurde.
Ich zweifle mitnichten an der Arbeit der Arbeitsgruppe und ich glaube auch schon gehört zu haben, dass es durchaus bereits einige gute Ergebnisse gibt. Ihre Präsentation zur Veranstaltung „100-Jahre Talsperre Malter“ in einer Stadtratssitzung war für mich schlüssig und überzeugend. Aber selbst dieses Ergebnis wurde leider nicht offen kommuniziert.
Warum agiert die Arbeitsgruppe nicht öffentlich? Warum wurden bisher kaum/ gar nicht Kontakte zu Vereinen und Institutionen der Kernstadt gesucht? Warum lädt man die Bürger der gesamten Stadt nicht schon jetzt dazu ein, an der vorbereitenden Arbeit aber auch an der Vorfreude auf diesen Jahrestag teilzuhaben?
Könnte es vielleicht sein, dass gerade hier der Grund zu suchen ist, warum manche Dippser Bürger und Gewerbetreibende lieber am Stadtfest festhalten wollen?
Wie im obigen Kommentar schon erwähnt, die StattZeitung (und sicherlich auch Dippolds Bote) -beides sind übrigens Ergebnisse neugieriger und zugleich ehrenamtlich engagierter Bürger- würden gern den Arbeitskreis „100-Jahre Talsperre Malter“ bei der Öffentlichkeitsarbeit begleiten. Kontaktieren Sie uns doch einfach.
Es grüßt Sie herzlich
Heiko Frey
November 8th, 2012 at 20:12
Es scheint wiedermal ein interessantes Thema hier zu geben. Bei der Anzahl von Kommentaren.
Meine Meinung zu diesem Thema: Wir sind eine Stadt mit 10 Ortsteilen. Was hindert uns daran das Stadtfest nicht mal in einem anderen Ortsteil auszutragen? Warum muss es immer die Kernstadt sein?
Also Leute denkt doch einmal nach, warum man sich hier schon im Vorfeld fetzt? Hier werden die dicken Brötchen verteilt und da wollen nur einige verdienen. Diese Mentalität geht mir hier in Dippoldiswalde schon lange gegen den Strich, aber man will ja nicht lernen.
Dies haben schon andere Orte verstanden das man sich alle an einem Tisch setzten sollten und daraus ein gemeinsames Fest planen und durch führen soll. Dort machen auch viele ehrenamtlich mit und verdienen auch nichts, aber man macht es für die Sache.Denn dann haben alles was davon und nicht nur die Gewerbetreibenden Leute, nein auch die Besucher und die Bewohner. Alle wissen schon lange das die WTE, die federführenden für das Fest in Malter sind. Warum setzt sich die HGV nicht in dieses Boot und macht dort mit?Ein Anruf genügt und man sitzt in der Planung dabei. Wir wissen schon warum, aber keiner traut sich das zu sagen. Setzt euch alle an einen Tisch und macht „EIN“ Großes unvergessliches Fest daraus. Da gibt’s doch so viel, was man machen könnte und mit ein bisschen Fantasie könnte man großes daraus machen, aber das geht nur, wenn alle an einem Strang zieht.
Eigentlich ist genau das warum es in Dippoldiswalde nicht voran geht. Immer dieses alte denken bringt uns nicht voran. Egal welches Thema hier ansteht. Siehe Tourismuskonzept, Stadtfest, Kleinbahn und nicht zuletzt das Mittelalterliche Bergbauthema. Nirgends geht’s voran, dabei könnten hier durch gute Ideen vieles bewegt werden, aber mit diesen Denken tun sich viele hier in Dipps schwer. Hauptsache „ ICH“
Diese Mentalität sollte schon mal überdacht werden. Das Motto sollte heißen: Eins für Alle und alles für ein Fest! Nur ob das alle begreifen Zweifel ich schon mal an!
November 9th, 2012 at 09:24
Da spricht Herr Glöss mir und vielen anderen aus der Seele. Ich denke mal, das einfach zu gern vergessen wird das auch Malter und Paulsdorf zu Dipps gehören…übrigens ich selber wohne im Kern der Stadt Dipps. Man sollte doch ein solches Jubiläum richtig feiern und Dipps kann doch sein Stadtfest auch wie in vielen mir bekannten kleinen Städten in anderen bundesländern alle zwei Jahre. Es wird immer gross lamentiert das keine Gelder da sind. Wenn es bei mir privat etwas knapp in der Kasse ist, dann spare ich doch zuerst bei Feierlichkeiten, das gilt aber scheinbar für Dipps. nicht.
November 9th, 2012 at 15:35
Ich sehe es wie die zwei Vorredner. Vor allem unter dem Gesichtspunkt der Werbung außerhalb unseres Ortes FÜR unseren Ort finde ich ein fulminantes Fest zum Jubiläum der Talsperre wesentlich attraktiver als das Xte Stadtfest.
Man hat gesehen, welche Menschenmengen zu Malter in Flammen kamen. Beim Stadtfest in DW habe ich noch nicht so viele Menschen gesehen.
Man muss, nach meiner Meinung, dieses Jubiläum nutzen, um unser “verschlafenes Nest” als attraktive und vor allem aktive Region (!) vorzustellen. Wem die Malter gefällt, der kommt wieder – zum Wandern, zum Bimmelbahnfahren, zum Baden, zum Essen, zum Angeln usw.
Dann wird auch hier in der Region konsumiert.
Und so schließt sich der Bogen zu den hiesigen Händlern.
November 10th, 2012 at 21:14
Ich kann mir nur anschließen, ein Fest und dafür ein Richtiges! Gibt es das Stadtfest eben im nächsten Jahr mal an der Malter… Wäre für mich auch mal ein Zeichen an die Ortsteile gewesen …
November 13th, 2012 at 18:20
Vorab:
Es gab ein öffentliches Forum zu genau dieser Thematik am 25. Oktober im Dippser Ratsaal. Da kamen nur sehr wenige Interessierte! Auch die Beteiligung an entsprechenden Umfragen zeigt: Dippoldiswalde zerfällt nicht nur in verschiedene Ortsteile und soziale Milieus, sondern hat auch einen hohen Bevölkerungsteil, der trotz vielfältiger Angebote am politischen und kulturellen Leben der Stadt nicht (mehr) teilnimmt.
Dennoch gab es ein konstruktives, hoch informelles Gespräch, dessen wichtigste Schlüsse ich hier kurz wiedergeben möchte.
100 Jahre Malter-Talsperre ist ein Jubiläum der besonderen Art, dem sich alle Dippser (einschl. die Kernstädter) verpflichtet fühlen. Man wird es gebührend feiern, was heißt, sowohl die eigentliche historische Leistung als auch das, was sich daraus entwickelt hat, wird Berücksichtigung finden. Konzeptionell steht ein Rahmen-Programm, welches auch eine finanzielle Planung einschließt. Entsprechende Zuständigkeiten in den Ortsteilen sind festgelegt worden, Abstimmungen finden in der Arbeitsgruppe bei der WTE GmbH in Arbeitskreissitzungen statt.
Zusatz: Sollte jemand noch tolle Ideen einbringen wollen, melde er sie bitte dort an (info@erlebnis-talsperre.de)! Auf dem gleichen Weg erhält man auf Wunsch auch die Einladung zu den Zusammenkünften, die sukzessiv stattfinden, also nach keinem festen Terminplan.
Das Stadtfest in der Kernstadt ist schon vom Ansatz her ein anderes, richtet sich eher nach innen, soll identitätsstiftend sein nach dem Motto: „Es ist ja toll, was wir zu bieten haben“. Dazu gibt es genügend Potential in der Stadt – Chöre, Orchester, Musikschule, Schulen, Künstlervereinigungen, Kultureinrichtungen, Gewerbe und Gewerbeverein…Eine nicht geringe Zahl von “Aktivbürgern”, die sich in Vereinen und Sozialverbänden engagieren, bestimmen das öffentliche Leben. Allerdings mangelt es sowohl an der nötigen Intuition als auch Motivation, dieses Potential zu nutzen. Und es fehlt eine Form der Organisationsstruktur, ähnlich der in den Ortsteilen, in welchem die Ortschaftsräte sich diesen Aufgabenbereichen (Kultur, Freizeit, Bildung etc.) stellen. In Dippoldiswalde gibt es diesen „Ortschaftsrat“ nicht, einzig den Stadtrat, der über einen Haupt- und Verwaltungsausschuss sowie einen Technischen Ausschuss verfügt. Hier bedarf es einer Korrektur…
Der gesellschaftlichen Maxime der Subsidiarität, also der Beförderung von Eigeninitiative, ist man in den letzten Jahrzehnten in Dippoldiswalde nicht unbedingt gefolgt. Seit der 775-Jahrfeier 1993 erfolgte die Organisation des Stadtfestes über die Verwaltung und das ist schlichtweg falsch. Hierbei ist Projektmanagement gefragt, völlig gegensätzlich zu der üblichen Arbeitsweise in der Verwaltung, aber selbstredend in gutem Einvernehmen mit dieser.
Mein Vorschlag für ein zukünftiges Stadtfest – gerne auch 2013, weil machbar:
Herrengasse + Schuhgasse + Kirchplatz +Marktplatz (+Kulturzentrum/Böhm´s Wiese/ ?) = Dipps lebt (& feiert).
Die einzelnen Straßen konzipieren soweit wie möglich selbstbestimmt und eigenverantwortlich. In einer sukzessiven Arbeitsgruppe wird zusammengefasst, aufeinander abgestimmt, wobei die Arbeitsgruppe (Festkommitee) Kontakt zu den tangierenden Bereichen der Verwaltung hält.
Und ganz konkret noch ein paar Gedankenblitze:
Stadtführungen auf den Spuren des Bergbaus; Kriminal-Tango „Tanzen um zu Leben“ (Kirchplatz); „Geschichtsstunde: „Die Maltizschen“; Seniorenkino; Dippser Nacht-Schicht (Einkaufen & Feiern bis in die Nacht); Traditioneller Handwerker&KünstlerMarkt; Dreams of Musical…
November 13th, 2012 at 23:41
Hallo KM, ich kann dir da nur zustimmen. Hier gibt es doch viel nachholebedarf. Vor Jahren gabs bzw. gibts noch Dipps lebt. Dieser Verein wollte sich schon mal genau diesem Thema widmen und sich für dieses auch stark machen. Koordination verschiedene Veranstaltungen uns so weiter. Das wäre hier genau der Anfang um so was hier richtig aufzubauen. Der Verein Dipps lebt, lebt ja noch. Vielleicht kann man diesen wieder aufleben lassen. Ich sag mal um ein Netzwerk aufzubauen um solche Events mit aufzubauen zu helfen. Das wäre doch jetzt an der Zeit so was in Dipps zu etablieren. Warum früher sowas nicht klappte mit dem Verein. Jeder will und wollte seine eigenes Süppchen kochen und das ist der Fehler hier in Dipps.
März 9th, 2013 at 11:57
[...] Über dieses Thema berichteten wir bereits im November 2012. [...]