Augenwischerei!
Im Dezember fragte die StattZeitung das Rathaus, warum man sich in Dippoldiswalde bisher hartnäckig verweigert, über Energieeinsparung, Natur- und Umweltschutz nachzudenken. Beispielgebend verwiesen wir auf den Landkreis (*.pdf, 3,7 MB) und die Stadt Pirna, die beide bereits über ein vorzeigbares Klimaschutzkonzept verfügen.
Als Antwort ließ uns Kämmerin Astrid Hamann wissen, dass die Stadt Dippoldiswalde schon über Energieeinsparung, Natur- und Umweltschutz nachdenken würde. Als Argument wurde der kontinuierliche Aufbau eines Energiemanagements angeführt, das gerade im eigenen Hause bzw. in den städtischen Einrichtungen anfängt, letztendlich aber in einem gemeindeübergreifenden Klimaschutzkonzept gipfeln soll.
Man hätte bereits „in einem ersten Schritt eine sogenannte Initialberatung genutzt, um sich eine Datengrundlage für alle kommunalen Abnahmestellen (Gebäude und öffentliche Beleuchtung) zu erarbeiten.“
Zudem hätte man mit der SAENA (Anm.d.Red.: Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH) eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um einen Mitarbeiter zum Kommunalen Energiemanager auszubilden. Unter Hinzuziehung „unserer Energieberaterin“ sowie eines Fachbüros wären zahlreiche Maßnahmenpläne erarbeitet worden.
Der kommunale Energieberater wird mit Unterstützung der Leitungsebene zukünftig dafür Sorge tragen, dass dieser Weg fortgesetzt wird. Die Anfertigung regelmäßiger Energieberichte soll den Weg fördern.
Im Weiteren wurde eine Teilnahme am European Energy Award in Erwägung gezogen. Dazu gab es Gespräche mit der SAENA und der Stadt Heidenau bzw. deren GmbH, den Technischen Diensten Heidenau.
Derzeit wird eine Energieleitlinie erarbeitet.
Schöne Worte – ohne viel Inhalt. Während andere sächsische Gemeinden, ja selbst der US-Bundesstaat Kalifornien darüber nachdenken, wie man bis 2020, 2030 oder 2050 komplett energieautark sein kann, plant man in Dipps mithilfe von Fördergeldern, wer am Ende das Licht ausmacht.
Während jeder vernünftige Mensch das Licht löscht bevor er aus dem Hause geht, während stromfressende Glühlampen kaum noch in den Haushalten zu finden sind, redet man in Dipps über das „Energiesparkonzept“. Was dies konkret bedeutet, findet man in einem Schreiben vom Rathaus aus dem letzten Jahr. Lampen austauschen und Licht dimmen, wenn es in den nächtlichen Stunden vielleicht nicht gebraucht wird.
Leider scheint Oberbürgermeister Ralf Kerndt in Sachen Energiepolitik etwas überfordert zu sein. Dies greift dummerweise aber auch auf die Angestellten im Rathaus über, die bei einer Veranstaltung des Energietisches Altenberg in die Runde fragten, ob für dieses Thema nicht eigentlich die großen Versorger zuständig sein sollten. Hier ist noch viel Geld notwendig, um die Mitarbeiter zum Kommunalen Energiemanager auszubilden.
In unserem Landkreis werden pro Jahr 775 Mio Euro für Strom, Heizöl/-gas und Benzin ausgegeben. Zieht man hiervon die regionale Sonnenenergie, die Einnahmen der Windkraft und die Biogas-Energie ab, verlassen immerhin noch 665 Mio Euro unseren Landkreis. Dies sind 2.600 Euro pro Einwohner und Jahr!
Wäre es bei Kenntnis dieser Zahlen nicht wichtig, Energie vor Ort – also auch in Dippoldiswalde/ Schmiedeberg – zu erzeugen und ohne teure Transportgebühren den Einwohnern zur Verfügung zu stellen? Was dies zusätzlich für Umsatz- und Gewerbesteuer bringen würde? Und die Beschäftigten bei diesen Unternehmen zahlen ihre Einkommenssteuer ja auch hier vor Ort!
Das Miteinander von Bioenergie, Photovoltaik, Wasser- und Windkraft, oberflächennahe Geo oder Solarthermie,
* die Wertschöpfung aus diesen Energieen,
* eine neue Mobilität (Fuß- und Radwege),
* die Schaffung neuer Strukturen bei der Energieverteilung,
* die Erhöhung der Lebensqualität in unserer Region (auch aufgrund der zusätzlichen Einnahmen bzw. durch eingesparte Kosten),
* die Motivation bei der Einbeziehung von Akteuren aus Bevölkerung, Unternehmen und Politik,
* der Abbau und die Entschärfung von Konflikten bei Biogas- und Windkraftwerken,
* eine neue Qualität von Wissenstransfer und Qualifizierung (auch für Mitarbeiter der Stadtverwaltung),
all dies hätte unser Bürgermeister als agierender Kreisrat wissen können und beachten müssen. Leider träumen wir aber mal wieder hinterher.
Februar 7th, 2014 at 13:29
Über die oben erwähnte Initialberatung berichteten wir bereits im November 2011 (dies zeigt die atemberaubende Geschwindigkeit der Arbeit innerhalb der Verwaltung):
http://dippolds.info/2011/11/03/aus-der-gestrigen-stadtratssitzung-%E2%80%A6/
“Information zum Projekt Kommunale Initialberatung Energieeffizienz und Klimaschutz Große Kreisstadt Dippoldiswalde
Hier berichtete die im Auftrag der Stadtverwaltung arbeitende Energieberaterin Heidrun Lohse über eine bereits durchgeführte Initialberatung zur Energieeffizienz kommunaler Gebäude und der Straßenbeleuchtung.
Die Zahlen sind gewaltig: Ca. 2.800 MWh benötigt Dippoldiswalde für die Heizung der kommunalen Gebäude. Da sind aber Einrichtungen die von anderen Trägern betrieben werden (namentlich wurde das Erlebnisbad und der Sportpark genannt), noch gar nicht enthalten. Dazu kommen noch einmal jeweils 500.000 kWh für die Stromnutzung in den Gebäuden sowie ca. 550 – 590-tausend kWh Strom für die Straßenbeleuchtung.
Es gab eine erste Analyse, nun werden die Maßnahmen und deren Umsetzung diskutiert. Da dieses Thema sehr interessant ist, einzelne Stadträte (Jürgen Uhlemann und Falk Kühn-Meisegeier) sehr interessante Denkansätze lieferten, wird sich die StattZeitung diesem Thema noch einmal separat zuwenden. Ich bitte dafür um Verständnis.”