Schauen Sie auf unsere Stadt: Künftg vorwiegend ein Ort zum Einkaufen und Schlafen?
Märchenhaft liegt die Stadt mit ihren Türmen und roten Dächern unter uns, wenn wir, von Dresden kommend, zuerst den Blick auf die Sächsische Schweiz, dann aufs Osterzgebirge als Heimat empfinden und nun vom entstellten Rundteil oder „Heidehof (-turm)“ abwärts blicken, noch dazu bei üppigem Maigrün.
Zweimal sah ich über der Stadt unlängst einen Nistplatz suchenden Storch. Einer, der verjagt wurde, war für mich das erste Symbol für den neueren Aufbau und mehr Nachwuchs.
Sie wissen nun wohl fast alle, daß unsere Stadt einst vom landesherrlich geschätzten Silberbergbau geprägt war, ehe man mit Töpfern, Lohgerben, Strohflechten u. a. sich verdient machte und zu Markte nach Dresden zog. Mangels Umsicht und Engagement nach der sogenannten Wende liegen wir nicht an der Silberstraße, sondern eine Stadt mit Kohleabbau „im freien Tal“ trägt den Beinamen „an der Silberstraße“ Wie macht man das mit Landesämtern? Einspruch, Euer Ehren, mit Recht noch heute in einer Demokratie!
Bis heute gibt es trotz Anmahnung kein Schild an der Autobahn, die umständlicher und gewiß viel teurer an den Pirnaer Gewerbegebieten vorbei gebaut wurde, obwohl der Kreistag Dippoldiswalde grünes Licht für den Weg durch unseren Kreis gab. Andere waren oft schneller oder hatten „die besseren Karten“…
Es wissen wenige, daß der berühmte „Dresdner Stollen“ erst durch Händler aus Dippoldiswalde und Siebenlehn in Dresden bekannt wurde – aber keiner kämpfte um wenigstens ein Teilproduktionsrecht. Oder sollte die vergleichsweise beste „sächsiche Eierschecke“ nahe der alten Herrengasse (die den Kunsttouristen angebotene in Dresden schmeckt beileibe nicht so) mit dem Aufdruck „aus dem alten Dipps“ versehen werden können? Lindners „Napfkuchen“ ging früher bis ins Ausland…
Nun, mit dem Einkauf haben wir keine Probleme, außer daß die Innenstadt auch von Dippoldiswalde (kein Einzelfall!) zunehmend unter Supermärkten leidet. Es gibt aber leider zuwenig Produkte für den Handel aus unserer Stadt. Die „Pflug-Hafernährmittel“ waren zum Beispiel einst in ganz Deutschland ein Begriff.
Was sich die „SZ“ zu diskutieren wünschte, um moderierend Einfluß zu nehmen, scheint nicht am wichtigsten. Es soll nämlich in der vergangenen Stadt als Amtshauptmannschaft und Kreisstadt mit wechselnden Grenzen (seit den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts immer wieder), der heutigen „Oberbürgermeisterei“ mit immer mehr Gemeinden noch allerhand Arbeitslose geben. Wirtschaftsförderung stände deshalb trotz beziehungsweise mit dem Gewerbegebiet (und der lange zu bauenden Anbindung von Oberhäslich) wohl an erster Stelle für den zu wählenden vierten Bürgermeister seit der Nachwendezeit.
Noch länger als auf die Anbindung, seit rund 20 Jahren immer wieder buchstäblich erbettelt, wird auf den Fußweg von der ehemaligen „Hafenschänke“ nach Paulsdorf gewartet. Das kann ja schrittweise gehen, etwa 2005 stadtauswärts bis zum Einfluß in die Talsperre. Für Kinder, die auswärts baden sollen, für junge Frauen mit Kindern, gar Kinderwagen ein Riesengefahrenproblem, auch für Wanderer, und die Camper von Paulsdorf hätten auch sehr gern einen Weg zum Einkaufen, den viele dann durch die Birkenleite nehmen, wo wie an vielen Stellen um die Stadt in ABM-Maßnahmen so manche Bank und anderes mehr entstand, was zerstört wurde, also wieder in Ordnung zu bringen wäre. Wir wollen doch alle, daß unser Städtchen schmuck aussieht und lockt.
Vorm nächsten Spatenstich für den Restaufbau von Deutschlands ältester Schmalspurbahn (gleichzeitig wäre über mehr Nutzung und weniger Rauch zu diskutieren) nun endlich im Jahre 2014 denkt man mit Sorge an die Zukunft der Unterstadt mit ihren Ämtern und Schulen.
Einst brachten die Müllerschüler Leben und Geld in die Stadt. Nun werden nach der mit der Wende geschlossenen Ingenieurschule (die Vorschläge Tourismus- oder Hotelfachschule blieben ungehört – Pirna griff zu) bald die letzten Berufsschüler „Dipps“ verlassen, auch anderswo essen und einkaufen. Zielgerichtet wird die Mensa schließen, denn es werden auch immer weniger, die in den einstigen Landratsstuben sitzen. Zunehmend leerere Gebäude in der Unterstadt (ehemaliges Landratsamt, Postamt, ehemalige Parteileitung, später Landratsamt, Schul- und Betriebsgebäude) werfen Fragen auf, wohl bald auch der teure große Neubau auf der Aue, für dessen Parkplatz das Schützenhaus verschwand. Es wird leerer und stiller werden. Große Probleme werden auf jene Person warten, die das „Schifflein Dipps“ vor dem totalen Untergang in die Bedeutungslosigkeit retten soll.
Wanderer oder Autofahrer, kommst du die Rabenauer Straße entlang, siehst im Dunkeln ein schönes großes Leuchtschild für das neue Sportzentrum. Nun wartet man allerdings seit langem auf dergleichen an der Verbindungsstraße ab Oberhäslich nach der Unterstadt und vor allem eingangs der Großen Kreisstadt: mit Hinweisen auf Kulturzentrum und Museen, vielleicht auch auf Kirchen, Rathaus, Markt und anderes. Nicht so wichtig? Was die Werbung anbetrifft, haben wir im ehemaligen kleinen Rathaussaal und nebenan noch immer keinen Rathauskeller für Raats-, Gerichts- und andere Herren und Damen, Marktbesucher und andere (zumal ja die neueste Zeit den Abbruch statt des Wiederaufbaus des einstigen beliebten Vergnügungslokales „Reichskrone“ brachte), aber eine Tourismusinstitution, deren Aufsteller weder Ausstellungen, „Meisterinterpreten im Gespräch“, Chorfeste oder Sportveranstaltungen der Stadt bewerben, sondern nur Glashütte, Reinhardtsgrimma und Bärenfels. Es wäre wohl besser, die größeren Betriebe, Hotels, Schulen und Bibliotheken mit Veranstaltungs-E-Mails zu „füttern“, sofern man einschätzen kann, was bedeutsam für das Mittelzentrum und seine entfremdenden(?) immer größeren Erweiterungen ist.
Nun ist nach der Müllerschule (Braunschweig warb um Nachfolge), der Ingenieurschule, dem Abriss des „Polypack“-Werkes und auch der „Pflug-Hafernährmittelfabrik“ leider Unwiederbringliches Geschichte geworden, wenn’s auch vordergründig dem Auge guttut. Nur eben, pardon: Wird es bald mehr Auferstehen aus Ruinen geben?
Wird man in der Stadt, die in der Ingenieurschule auch Brauerei beförderte, die ehemalige Brauerei abreißen oder sucht man nach einem Brauer, der neues Leben investiert?
Mehr erhoffte Touristen mit dem Zug werden Toilette und Fahrkartenausgabe künftig noch stärker vermissen.
Auf den Brücken und auf so geschmackvollen Brunnen auf unserem Markt wie an der Schuhgasse (siehe Bild und Text nebenan) statt der „Marzahn-Aschenbecher“ könnten noch mehr Blumen Fremde zum Verweilen und Einkaufen einkladen. Verabschieden sollen wir uns wohl im Nichtinteresse an unseren beiden Schulen und den jüngeren Mädchen und Jungen, auch Älteren für immer auf die Hoffnungen nach einem neuen Stadbad. Anfang der Neunziger wurde da etwas verpaßt. Die siebengaragige Feuerwehr hätte auch auf einem anderen Platz, wo Ruinen stören, das Stadtbild bereichern können. Naja, neben den drei nicht ungefährlichen Bädern an der Talsperre haben wir nun auch eingemeindete Bäder in Dönschten und Schönfeld. Dabei hatten zwei „Dippser“ Architekten rechtzeitig einen tollen Vorschlag gemacht.
Lieber kommender Oberbürgermeister oder Frau Oberbürgermeisterin, denken Sie bitte bei allem an unsere Kinder, die nicht nur vor Fernseher oder Computer ihre Zeit verbringen sollen, sich aber nicht in Kino, Bad oder bei interessantem Spiel an einer modernen Freizeiteinrichtung treffen können! Wir wollen wieder mehr heimische Sachsen! Freital wurde bevorzugt (Krankenhaus, Berufsschule), unser weniger verschuldeter Kreis einschließlich „Dipps“ rückt nicht nur etwa durch unsere Schuld ins Abseits, Gedanken wurden allerdings anderswo eher aufgegriffen oder befördert. Wer redet zum Beispiel noch von einer Kureinrichtung an der Straße nach Malter – mit Traumblick zum Entspannen?
Die bedeutendste Frau Europas hat dieses im Blick, nicht Mitteldeutschland, gar das immer unbedeutendere Dippoldiswalde. Hinter den sieben Bergen gilt zu Recht Brecht: „Um uns selber müssen wir uns selber kümmern…“ Auch ohne demokratisches Ortsblatt in Bürgerhand gilt: Nur eine wissende Fachkraft mit Erfahrung, die sich nicht lange einarbeiten muß und offen für neue Ideen ist, kann es vielleicht noch mit großer Kraft und der Hilfe aller Stadträte schaffen, den Hebel umzulegen. Setzen auf das, was uns Geschichte, Natur und Lage gegeben haben! Und alle Räte sollten über Parteigrenzen hinweg zuerst an das Wohl der Stadt denken! Einigkeit macht stark – und Kraft und Glück dazu!
Mai 28th, 2014 at 19:54
…bin gerade erst auf diesen Artikel gestoßen – einfach großartig!
Gut, wenn jemand so zielführend und klar seine Wünsche für Dippoldiswalde zu formulieren versteht. – Gehört in die Tasche eines jeden Abgeordneten und dann Stück für Stück abgearbeitet!