„Jetzt ist Winter“
Von Josef „Jupp“ Hussels sind folgende Zeilen (Quelle: Wikipedia) überliefert:
Ich hörte Heizungsrohre knacken,
und das WC war zugefroren.
Ich hatt’ vor Kälte blaue Backen
und Eisgehänge an den Ohren.
Da kam ich ganz von selbst dahinter:
Jetzt ist Winter.
Hieran wird man unwillkürlich erinnert, wenn man die neueste Dippser Provinzposse kennt. Aufführungsort: vergangener Mittwoch, Ratssaal Dippoldiswalde.
Seit Anfang des Jahres arbeite ein Teil der Dippser Stadtverwaltung in den ehemaligen Räumen des Landratsamtes, in einem Seitenflügel der Dippser Parksäle. Die Beheizung der Räume erfolgte durch eine Zentrale, die im alten Amtsgebäude Dr. Külz-Straße stationiert war. Dieses Gebäude wurde jedoch zwischenzeitlich vom Landratsamt verkauft.
Der neue Eigentümer, so erklärte es Oberbürgermeister Kerndt noch in den ersten Monaten dieses Jahres, würde die Heizung auch gern so belassen. Warum dies jetzt doch nicht funktioniert, bleibt ein Geheimnis der Stadtverwaltung. Fakt ist, dass die Mitarbeiter der Stadt aufgrund der Temperaturen in den letzten Wochen „grenzwertige Arbeitsverhältnisse“ hatten, so der neuer OB Jens Peter.
Er musste handeln, und so erklärte er den Stadträten weiter, dass nunmehr eine provisorische Containerheizung angeschafft wurde, die summa summarum dem Steuerzahler 800 Euro im Monat kostet. Das Heizöl kommt hier noch dazu.
Und jetzt pressiert die Zeit, die Stadträte sollten über eine neue Heizung nebst neuem Gasanschluss beschließen (Variante 1). Kosten hierfür irgendwo über 20.000 Euro.
Stadtrat René Schlechter brachte in der letzten Woche nun die Variante 2 ins Spiel. Warum eine neue Heizung, wenn wir die alte Heizzentrale im Kulturhaus nutzen und damit über 8.000 Euro sparen können? Dummerweise machte er diesen Vorschlag auf Briefpapier seiner Firma IB-R Engineering, die u.a. mit Planungsleistungen für Heizanlagen ihr Geld verdient. Damit brachte er sich umgehend in den Ruch, seine Position als Stadtrat für eigene Interessen zu missbrauchen. Markige, böse, klare Worte von Stadträten anderer Fraktionen waren die Folge.
Stadtrat Falk Kühn-Meisegeier zerpflückte danach die Beschlussvorlage der Verwaltung, bezeichnete diese Vorlage mehrfach als „Frechheit“, und erwartet umgehend erst einmal einen Nachweis, wie groß eine Heizung für das Kulturhaus überhaupt sein muss.
Und nun kommt noch die Variante 3 ins Spiel: Solange der große Saal im Kulturhaus geschlossen ist und solange die Musikschule ihre Räume nicht nutzen kann, wäre die Variante 2 vom Büro Schlechter eine gute Alternative. Bemerkt man später, wenn das Kulturhaus wieder komplett nutzbar ist, dass der vorhandene Heizkessel doch nicht ausreicht, könnte man dieses Teil immer noch ersetzen. Erstens ist der Heizkessel auch schon in die Jahre gekommen und es gibt bestimmt optimiertere neue Systeme und zweitens hätte man ja noch das eingesparte Geld, welches vielleicht sogar ausreichen könnte.
Nach einer etwas skurrilen Diskussion, verschiedene Stadträte nutzten diese Gelegenheit um von ihren privaten Erfahrungen mit Heizungen generell und mit Zweitanlagen im Besonderen zu erzählen, verständigte man sich abschließend auf die Befragung eines Fachmannes.
Dieser soll den Stadträten im nächsten Technischen Ausschuss erklären, welche Variante die sinnvollste Lösung für die Stadt darstellt.