Landschaftsschutz 2010
Es ist kaum zu glauben, aber beim Naturschutz sind noch Gesetze aus DDR-Zeiten, also dem letzten Jahrhundert, gültig.
Noch innerhalb des Stadtgebietes von Dippoldiswalde beginnt das Schwarzbachtal. Seine Quelle hat der Schwarzbach in der Nähe der Straße zwischen Obercarsdorf und Sadisdorf. In guten Zeiten blubbert aus dieser Quelle ständig so viel Wasser, als wenn man eine Badewanne ausschütten würde. In machen trockenen Sommermonaten liegt der Bach aber auch schon mal trostlos ohne fließendes Wasser brach.
Malerisch über grüne Wiesen, durch Weidengründe, manchmal leider auch vorbei an einer wilden Mülldeponie renitenter Dorfbewohner, fließt der Bach auch durch das Schwarzbachtal, an dessen Ende neuerdings alte Fischteiche wiederbelebt werden. Die Wiesen des Schwarzbachtales wurden im Jahr 1977 durch den Rat des Bezirkes Dresden auf einer Fläche von knapp 14 ha unter Naturschutz (NSG) gestellt. Insbesondere seltene oder vorm Aussterben stehende Pflanzen auf den Wiesen sollten geschützt werden. Um dies erfolgreicher praktizieren zu können und um Schadstoffeinträge der nahen Landwirtschaft abzumildern, wurden auch einseitig die Wälder am nordwestlichen Hang in das Naturschutzareal einbezogen. Leider ist das NSG aufgrund schlechter Öffentlichkeit der Betreiber einer unmittelbar angrenzenden Naturschutzstation selbst in Dipps nur wenig bekannt.
Vor etwa fünf Jahren verkaufte der Landkreis Weißeritzkreis unter Leitung des damaligen Landrates Bernd Greif den Waldbesitz im Naturschutzgebiet. Der neue Eigentümer nutzte die Gunst der Stunde und entnahm sofort die ältesten und wertvollsten Bäume. Er wüsste nichts von einem Naturschutzgebiet.
Die Wiesen „pflegt“ seit Jahren der LPV, der Landschaftspflegeverband (Sächsische Schweiz -) Osterzgebirge (und Vorland) e. V. Der LPV ist ein Zusammenschluss von Landwirten, Kommunen, Privatpersonen, Umweltverbänden und Vereinen. Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Gründung des LPV in erster Linie durch staatliche Förderprogramme gesichert.
Mangels eigener personeller Ressourcen wurde die Pflege der Wiesen im Schwarzbachtal nach Kenntnis unserer Redaktion an die Osterzgebirgische Landschaftspflege GmbH (OLP) weitervergeben. (Entgegen den Pflichten des Telemediengesetzes findet man auf der Homepage der OLP kein Impressum. Zudem ist dieses Unternehmen in der Vergangenheit aufgefallen, als es (günstlings-)wirtschaftliche Beziehungen mit dem Landschaftspflegeverband unterhielt. Eine öffentliche Ausschreibung der Stadt Dippoldiswalde (ca. 30.000,- Euro), vorbereitetet durch den LPV, gewann … OLP. Der zuständige Bearbeiter wechselte unmittelbar nach Auftragsvergabe vom LPV zur OLP GmbH, und später wieder retour. Bis heute steht bei der Denic (das Unternehmen ist die zentrale Registrierungsstelle für deutsche Internetseiten) der LPV als Besitzer der Internet-Domain. Im aktuellen Handelsregisterauszug kann man aber sehen, dass sich 10% der Geschäftsanteile in Privatbesitz befinden. An oberster Stelle steht hier Bernd Hänel, der langjährige Chef des LPV. Die übrigen Anteile am Unternehmen OLP hält der Landschaftspflegeverband.)
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Die Arbeit bei der Wiesenpflege im Schwarzbachtal muss man aus Sicht des Umweltschutzes leider als katastrophal bezeichnen. Über die geschützten Wiesen fahren schwere Traktoren und hinterlassen jedes Jahr nach der Mahd und dem Abtransport des Schnittgutes tiefe Furchen. Die feuchten Wiesen werden fast bis zu einem halben Meter durch die schweren Geräte durchpflügt. Und dies jedes Jahr bis zu 2x.
Die naturnahen Bachläufe werden zerstört, da man ja die schwere Technik nicht über die einfachen Brücken transportieren kann.
Leider, und so kommen wir wieder an den Beginn dieses Textes, fehlen seit nunmehr 20 Jahren konkrete Handlungsanweisungen für dieses Naturschutzgebiet. Da es die zuständigen Ämter und Behörden bisher nicht schafften, das Naturschutzgebiet in bundesdeutsches Recht zu überführen, kann hier nahezu jeder machen, was er für richtig hält. Umweltaktivisten sowie engagierte Bürger kapitulierten resigniert.
Während Ämter und Behörden meist kurze Termine in ihren Bescheiden setzen, ist die originäre eigene Arbeit auch nach 20 Jahren eher Nebensache. Und so könne man auch jetzt noch nicht sagen, bis wann hier eine Änderung möglich ist. Kein Geld, kein Personal! Sollte man sich in vielen Jahren an die ursprünglich schützenswerten Pflanzen erinnern, dürften diese längst kaputt gefahren worden sein.
Leider verrottet tatsächlich auch dieses Schild derzeit unbeachtet im Wald.
August 26th, 2010 at 12:52
Nachtrag zum LPV:
Wer so rechnet, …
http://dippolds.info/wp-content/uploads/LPV-Mitgliederzahlen.jpg