Verkommt Dipps zur Bananenrepublik?
Ein Beitrag von Oberbürgermeister Ralf Kerndt im aktuellen Dippolds Boten wird derzeit in Dipps heftig diskutiert. Unter der Überschrift „Städtebauliche Erneuerung Obertorplatz“ versucht das Stadtoberhaupt, die unverständliche Entscheidung des Stadtrates zur Vergabe der Planungsleistungen schön zu färben – anstatt Tacheles zu reden. (Die StattZeitung berichtete ausführlich über diesen traurigen Punkt in der Dippser Kommunalpolitik.)
Kerndt vergisst in seinem Beitrag allerdings zu erwähnen, dass die beauftragte Stadtentwicklungsgesellschaft STEG den späteren „Sieger“ des „Wettbewerbes“ anfangs gar nicht eingeladen hatte. Nach einer Prüfung der Referenzobjekte aller Planungsbüros gab es wohl andere Präferenzen. Erst auf Drängen des Stadtrates durfte auch das Büro von Stadtrat Gunter Ullrich am „Wettbewerb“ teilnehmen.
Ebenfalls vergaß Kerndt zu erwähnen, …
… dass die renommierte Jury den späteren „Sieger“ eigentlich ausschließen wollte, der vorgelegte Entwurf hatte schlicht und einfach das Thema verfehlt. Aus Gründen der Höflichkeit und vielleicht auch, um den zeitlichen Aufwand anzuerkennen, verzichteten die Fachleute auf solch einen drastischen Schritt.
Es stimmt aber auch nicht, dass Stadtrat Ullrich bei seinem Projekt besondere Rücksicht auf den Obertorgrill und die Familie Triller genommen haben soll. Hier gab es eindeutige Vorgaben aus der Verwaltung, aus dem Bauamt. Wenn es hier verschiedene Betrachtungsweisen gegeben haben sollte, so wäre dies eine Verschulden der Verwaltung, die hier ihrerseits fehlerhafte Vorgaben gemacht hätte.
Im Übrigen war auch die Präsentation der eigenen Planung von Gunter Ullrich im Vergleich zu den Mitbewerbern nicht mehr als Mittelmaß zu bewerten. Dies zumindest war die Meinung der Mehrheit der Gäste der Stadtratssitzung. Warum die Stadträte trotzdem fast ausschließlich gegen die Einschätzung der extra bestellten Jury votierten, warum eine städtebauliche Planung in Auftrag gegeben wird, obwohl es fast keine Veränderungen am Obertorplatz geben wird, warum ausgerechnet der Kollege aus dem Stadtrat mit dem Auftrag betraut wurde – dies müssten eigentlich die Stadträte erklären.
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Welche Auswirkungen diese Willkür auf unsere Stadt hat, ist übrigens in derselben Ausgabe der Zeitung deutlich zu erkennen. Anscheinend gibt es in Dipps Leute, die sehr unzufrieden mit der Entwicklung des Tourismus in unserer Stadt sind. Insbesondere der mittelalterliche Bergbau liegt diesen Mitmenschen sehr am Herzen. Anstatt offen miteinander zu kommunizieren, traf man sich aber in konspirativer Runde. Dort diskutierte man die Frage, „ob nicht zu nachlässig damit umgegangen werde und ob hier nicht Chancen vertan werden.“ Man kommt zu dem Schluss, dass eine Veränderung dieses ungenügenden Zustandes erfolgen muss.
Anstatt dies nun wiederum offen kundzutun, versteckt man sich bei der Veröffentlichung der erkannten Probleme in Dippolds Boten hinter der Dippoldine. Man bat explizit um eine anonyme Veröffentlichung. Vielleicht aus Angst vor weiteren Vergabeentscheidungen der Stadträte?
Darf man die Angst von einzelnen Hasenfüßen aber nun dem Bürgermeister anlasten? Ich denke schon. Es könnte ja passieren, dass der Vorgesetzte im Rathaus eine kritische Meinung nicht gern hört, oder dass der kommunale Auftraggeber seine Aufträge zufällig anderen Firmen überträgt. Willkür statt bürgerfreundlicher Transparenz. Die StattZeitung hat es selber auch schon erlebt.
Mai 25th, 2011 at 10:53
[...] April amüsierte eine Meldung in Dippolds Boten unsere Redaktion. Aber eigentlich ist dieses Thema nicht zum [...]