Ein Rückblick
Am vergangenen Sonntag lud die Grüne Liga Osterzgebirge zu ihrer traditionellen Adventswanderung ein. Das Ziel war aus aktuellem Anlass die Dippser Birkenleite.
Höchsterfreulich: An dieser Wanderung nahmen nicht nur ca. 40 Freunde des Umweltvereins, sondern auch der Dippser Oberbürgermeister Ralf Kerndt und Forstbezirksleiter Wolfram Gläser teil. Leider waren „normale“ Dippser Bürger, die ja die Hauptbetroffenen bei diesem strittigen Thema sind, nur sehr wenig auszumachen. Wer hingegen nun wütende Attacken erwartete, braucht hier nicht weiter zu lesen. Nur an ganz wenigen Punkten wurde der sachliche Meinungsaustausch durch emotionale Meinungsäußerungen etwas unterhaltsamer.
Kurz eine Darstellung der Problemfelder:
Verkehrssicherung: Dass die Stadt verpflichtet ist, ihre Bürger und Besucher vor herabfallenden morschen Ästen zu schützen, blieb unwidersprochen. Kritisch angemerkt wurde hingegen – übrigens auch vom Forstamtschef – dass diese Verpflichtung in den vergangenen 10 Jahren vernachlässigt wurde, so dass nun größere Maßnahmen erfolgen müssen. Seitens der Umweltschützer wurde angemerkt, dass sich die Menschheit eher der Natur anpassen sollten, als sich ein künstliches Lebensumfeld zu schaffen. Wer im Wald unterwegs ist, kennt die Gefahr von Bäumen, weiß von giftigen Pilzen oder wütenden Wildschweinen während der Jungtier-Aufzucht. Und wer tatsächlich das Thema Verkehrssicherung ernst nehmen würde, müsste sich auch intensiver um die Instandsetzung und Pflege der Wege kümmern.
Wirtschaftlichkeit: Dies war der zweite Themenkomplex. Will man einen Wirtschaftswald oder will man ein interessantes Ausflugsziel für Bewohner und Gäste der Stadt bieten? Während man mit dem ersterem Modell Geld verdienen kann, aber auch die Ausgaben für den Abtransport und die Vermarktung des Holzes finanziert, kostet ein touristisch genutztes Umfeld eher Geld. Der Blick auf manche kapitale Buche, die weder gefährdet ist bzw. Gefahr verbreitet, bestätigte diesen Fakt. Bei Privateigentümern dürfte man diese Frage wohl etwas nachsichtiger bewerten, als bei einer Kommune.
Und so blieb am Ende offen, inwieweit der Bürgermeister und der Forstbezirk als Auftragnehmer der Stadt bereit sind, neue und alternative Wege zu beschreiten, die – so hat es sich deutlich gezeigt – durchaus möglich wären. Seitens der Mitstreiter der Grünen Liga besteht die Bereitschaft, insbesondere bei der Prüfung und der Herstellung der Verkehrssicherungspflicht zu helfen. Bei Bürgermeister und Forstamt hatte man hingegen eher den Eindruck, dass hier feste und vorgefertigte Meinungen bestehen. Wo kein Wille ist, ist eben auch ein Weg.
Und gerade die Wege sind in der Birkenleite bisher ein Nadelöhr, um das Nutzholz zu bergen. Diese Wege werden wohl daher früher oder später ihre jetzige Romantik verlieren und zu Fahrstraßen für Waldfahrzeuge ausgebaut werden.
Eine aktuelle Mitteilung erhielten wir nun aus dem Sächsischen Landtag. Johannes Lichdi von B‘90/ Die Grünen möchte auch mit Hinblick auf die Dipper Birkenleite wissen, ob solche geplanten Fällungen im Einklang mit den Bestimmungen des § 14 Abs. 1 WaldG stehen. Hier handelt es sich insbesondere um die Tatsache, dass die Mitarbeiter des staatlichen Forstbezirkes per se als „Gutachter“ akzeptiert werden, während sich selbst kundige Naturschützer externer Fachleute bedienen müssen. Zudem fragt er dezidiert nach, ob mit der geplanten Entfernung von “Biotopbäumen, Habitatbaumgruppen und Totholz” nicht auch die Wanderwege an biologischer Vielfalt im Wald verlieren. Eine Antwort seitens der Staatsregierung/des SMUL muss bis 09.01.2012 vorliegen.
Weitere Impressionen zur Wanderung gibt es hier bei Flickr. Im Anschluss an die Wanderung zeigte die Grüne Liga den interessierten Gästen ihre neuen Büroräume in der Großen Wassergasse. Es gab selber gebackenen (sehr leckeren) Kuchen und auch Tee von den sehr seltenen, echten Wildäpfeln in unserem Erzgebirge. Der Höhepunkt war aber eine „Degustation“ von verschiedenen Apfelsorten. Gerade die geschmackliche Vielfalt der Äpfel, die sich nicht für den industriellen Anbau eignen, ist äußerst interessant. Und so plant die Grüne Liga für die nächsten Jahre das Herstellen sortenreiner Säfte, die durchaus ihre Liebhaber finden werden.
Dezember 15th, 2011 at 13:56
Hallo Herr Frey,
vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht und Ihre ausdauernde Arbeit für die Dippser Stattzeitung!
Sie gehört inzwischen zur täglichen Lektüre neben der SZ und anderen Tageszeitungen!
Januar 11th, 2012 at 17:38
[...] – die Fällung von ca. 100 alten Eichen, Buchen, Hainbuchen und anderen Bäumen – zu verhindern. Es sah ja auch nicht ganz hoffnungslos aus, immerhin kamen auch der Dippser Bürgermeister Ralf [...]