Schluss mit lustig
von Mirko Mitschke
Eine Kugel Scheiße! Neulich in der Eisdiele verlangte dies ein Mistkäfer, während die Verkäuferin dachte, oh nein, nicht der schon wieder… Der Führer wurde wegen seines Bartes von den Taliban belächelt: Das soll ein Bart sein?! Gebt ihm 50 Peitschenhiebe! Und dann war da noch der Clown, der den Weltuntergang schon hinter sich zu haben schien. Jedenfalls holte ihn der Sensenmann mit den Worten: Schluss mit lustig!
Drei Karikaturen, die ich als die besten des diesjährigen 13. Deutschen Karikaturenprieses ausgewählt hätte!
Am 21.12.2012 soll laut Mayas die Welt untergehen. Dabei ergibt sich eine äußerst spannende Frage: Wie und woran geht nun unsere Welt zugrunde? Euroeinbruch oder Vulkanausbruch? Preiserhöhungen oder Burn-Out? Aliens oder Piraten? Zeugen Jehovas oder Taliban? Obama oder Merkel?
Angesichts dieser Tatsachen kann man auch ohne die Mayas den baldigen Weltuntergang vorhersehen. Oder glaubt jemand ersthaft, wir wären noch zu retten? Gescheitert auf der ganzen Linie. Kommt der Untergang der Erde nicht am 21.12.2012, dann eben etwas später. Klappe zu, Erde tot! Und so sollte man die letzten Tage noch richtig genießen. Wenn schon Schluss sein soll, dann wenigstens Schluss mit lustig und Endzeit mit Stimmung!
An diesem Punkt kamen die Karikaturisten ins Spiel. Sie waren aufgerufen, die letzten Bleistiftstummel zusammen zu kratzen, die letzte Feder in die letzte Tinte zu tauchen, um uns mit ihren schönsten Weltuntergangsphantasien auf dem letzten Papier noch einmal recht herzlich lachen zu lassen.
193 Karikaturisten aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich reichten über 900 Arbeiten zum Thema “Schluss mit lustig” ein. Dabei verzeichnete der jährlich von der Sächsischen Zeitung ausgerichtete Wettbewerb erneut einen Teilnehmerrekord, darunter auch erfreulich viele Nachwuchskünstler, die sich erstmals am Wettbewerb beteiligten.
Unter diesen befand sich auch meine Wenigkeit… Dabei muss mein Aussehen die Jury maßlos erschreckt haben, da neben den drei bis fünf geforderten Arbeiten zum Thema auch ein selbst gezeichnetes Porträt erwünscht war. Vielleicht waren es auch vier meiner fünf eingereichten Arbeiten, die mich von der Teilnahme am Wettbewerb (wie viele andere auch) ausschlossen. Viel zu sehr hatte ich mich auf die Mayas konzentriert, ohne dran zu denken, wie sehr sich Frau Merkel mit ihrem Rettungsschirm um unser Wohl kümmert… Die beste Bundesregierung aller Zeiten oder wer ist Schuld und warum musste es so weit kommen? – Schluss mit lustig – eigentlich ein unmissverständliches Thema!
Am 11.11. wurde nun schließlich im Dresdner Schauspielhaus das Geheimnis um den diesjärigen Karikaturenpreis gelüftet. Kabarettist Bernd Gieseking begann pünktlich um 11 Uhr 11 mit Konfetti aus seiner Sakkotasche zu werfen. Wenn es gerade an diesem Tag um die lustigen Seiten vom Ernst des Lebens geht, kann man sich ja auch mal als Karnevalist versuchen.
Die Verleihung des Deutschen Karikaturenpreises wurde aber nicht zur Faschingsparty, obwohl der volle Saal immer wieder “Helau” rief. Ernst gemeint wars sicherlich nicht, da so manchem sonst wohl der Spaß vergangen wäre. Bei Schluss mit lustig ging es ja darum, den Untergang der Welt zu feiern.
Verantwortlich für die Auswahl der Preisträger war eine zehnköpfige Jury, zu der auch die Vorjahrespreisträger Nel und Mario Lars sowie Autor Dr. Peter Ufer für die ausrichtende Sächsische Zeitung gehörten. Tom Pauls verlieh die Preise in seiner Paraderolle als Ilse Bähnert und als übelgelaunter Grufti. Und so wurde Petra Kaster aus Mannheim, die aus Günter Wallraff ein Huhn machte und eigentlich die Menschheit abschaffen will, zur Siegerin erklärt. Ihrer Meinung nach, kaufen sich Politiker Cartoonbände und nehman sie als Bibel ihres Handelns. Anders könne sie sich die komische Politik nicht erklären. Auch findet sie, dass sich die Menschheit auf einer Gruppenreise in den Untergang befindet. “Wir schaffen uns ab. Ob das ein Verlust ist, weiß man nicht.” Uwe Krumbiegel aus Hetzdorf schaffte es mit seinen Gruftieiern von glücklichen Hühnern auf den zweiten Platz. und Olaf Schwarzbach fuhr mit seiner Arche Nora von Berlin auf Platz drei. Den Ehrenpreis bekam die aus Dresden stammende und heute in Strausberg als freischaffende Karikaturistin arbeitende Barbara Henniger.
Neben dem subjektiven Urteil wurden auch formale Kriterien wie Themennähe und zeichnerische Qualität in die Bewertung mit einbezogen und die Preisträger in einem mehrstufigen Abstimmungsverfahren bestimmt. ob es sich dabei nun wirklich um die besten Karikaturen Deutschlands handelt, kann jeder für sich selbst entscheiden. Gelegenheit dazu gibt der im Buchhandel oder bei der Sächsischen Zeitung (www.editionsz.de) erhältliche Katalog zum Thema (15,80 Euro) sowie die noch bis zum 13. Januar (geplante) Ausstellung im Dresdner Haus der Presse, Ostra-Allee 20. Geöffnet ist dort täglich von 10 bis 19 Uhr (außer 24. und 31. Dezember). Der Eintritt ist für Kinder unter 7 frei, ansonsten 4 Euro und mit SZ-Card 2 Euro. Nur beeilen sollte man sich damit unbedingt! Denn am 21.12. ist Schluss! Schluss! mit lustig! Alles vorbei! Aus! Ende auf der ganzen Linie! Die Mayas lügen nicht, Politiker dafür um so viel mehr.
Während ich hier nun die letzten Zeilen für den letzten “Dippolds Boten” schreibe, kommt mir die oben genannte äußerst spannende Frage wieder in den Sinn: Wie und woran geht unsere Welt nun zugrunde? Sind es die Bremsprobleme der neuen ICE-Flotte oder Doping bei der Tour de France? Ist es verseuchtes Essen aus China oder der Stellenabbau bei der Polizei? Sind es nutzlose Klimagipfel oder geklaute Särge in Polen? Ist es die zunehmende Islamisierung oder der Mißbrauch in der katholischen Kirche? Sind es die immer mehr ins uferlose steigenden Kosten für Strom und Heizung oder die noch schneller steigenden Diäten unserer Volksvertreter? Werden es Waffenlieferungen in die Türkei, Syrien oder Israel sein oder Schulden, die in Griechenland schneller wachsen als wie wir die Milliarden von Euros dorthin verpullvern können? Vielleicht sind es auch Hungersnöte in Afrika oder die Verseuchung der Umwelt durch skrupellose Ölkonzerne? Sind es Herden friedlich grasender Rinder, die schlimmste Giftgase ausatmen oder Autos, LKWs und Flugzeuge mit ihren reinen, umweltfreundlichen Abgasen? Egal! Interessieren tuts eh kaum noch jemanden. Wir machen alles mit bis zum Ende! Wahrscheinlich wissen die Antwort wirklich nur die Mayas. Genießen und feiern wir also die letzten Tage bis es Schluss mit lustig ist!
Mit den letzten Grüßen Mirko Mitschke
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Dezember 20th, 2012 at 01:35
[...] diesem Thema gezeichnet. Aber nicht nur deshalb. eigentlich hat er sich mit diesen Karikaturen am Deutschen Karikaturenpreis 2012 beteiligen [...]