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Alles platt!!

Dezember 15, 2013 Von: Harald Weber Kategorie: Gewerbe, Historisches

von Horst Reichel

... ein Haufen Schutt, die „Fabrik“!

Die „Fabrik“ so kenne ich es aus meiner Kindheit, als die Großeltern noch lebten und beim Besuch bei Ihnen hatte man aus dem Fenster immer den Blick auf die „Fabrik“, so hieß es in Familie. Denn nicht der Name „Polypack“ war das Schlagwort, denn schließlich war es einmal die Strohhutfabrik meiner Großeltern. Die Familie Reichel gehörte damals mit zu den wichtigsten Familien der Stadt. Mein Ururgroßvater Hermann Heinrich Reichel hatte vorher das Haus am Markt, jetzige Polizeigebäude, wo Strohhüte produziert wurden. Da Hüte „in“ waren, reichte das Gebäude nicht aus. 1862 erhielten die Strohhüte auf der Londoner Industrieausstellung eine bronzene Medaille, der sich 1873 auf der Wiener Weltausstellung die Verdienstmedaille, 1875 auf der Dresdner Gewerbeausstellung die silberne Medaille und seitdem viele andere Auszeichnungen zugesellten.

Reichelsches Haus auf dem Markt (heute Polizei)

1896 ging es mit der neuen Fabrik los. Inzwischen war schon mein Urgroßvater, Johann Gotthold Reichel, der Fabrikbesitzer, er war es auch, der das Standesamtszimmer im Dippoldiswalder Rathaus anlässlich der Hochzeit seiner Tochter sponsorte.

1910 waren 300 männliche/weibliche Arbeitskräfte in der Produktion und 30 Beamte, Hinzu kamen viele Heimarbeiterinnen, welche die Strohgeflechte für die späteren Hüte herstellten. Arbeitszeit in der Fabrik war 8 bis 18 Uhr. Technische Ausrüstung war u. a. 1 Dampfmaschine, 4 Dynamos, 4 Elektromotoren, ca. 140 Nähmaschinen, 24 Pressen und ca. 35 Ziehtöpfe. Die Hüte erfreuten sich auch im Ausland hoher Beliebtheit, so wurden zum Beispiel die bekannten Panamahüte hier hergestellt!

Strohzelt für Königsbesuch

Am 11.07.1906 besuchte der Sachsenkönig die Strohhutfabrik und die Familie. Dafür wurde ein Strohzelt vor der Fabrik aufgestellt.

Agnes Marie ReichelJohann Gotthold Reichel

 

1913 starb mein Urgroßvater und die Fabrik ging an seine Söhne Gotthold Arthur und Ernst Rudolf Reichel. 1926 gründete Rudolf Reichel die noch heutige Wäscherei Reichel. Mein Urgroßvater war übrigens 1906 der erste Fabrikant in Dipps, der seinen Arbeitern 6 Tage Urlaub im Jahr bezahlte.

Ab 1930 nennt sich die Firma Stroh- und Filzhutfabrik Arthur Reichel (mein Großvater). Mein Großvater war auch Feuerwehrkommandant in Dippoldiswalde und städtischer Branddirektor.

Stroh- und Filzhutfabrik Arthur Reichel1932 musste die Firma mangels Kunden, viele Kunden waren Juden und hatten Zahlungsschwierigkeiten, da sie auch das Land zur Nazizeit verlassen mussten, Konkurs anmelden. Es kam zur Zwangsversteigerung. Das Höchstgebot war für das Fabrikgrundstück 40.000 RM. 1934 erfolgten Umbauten in der ehemaligen Reichel’schen Strohhutfabrik und 1935 eröffnete dort die Umdruckfabrik. 1948 wurde sie volkseigen. 2005 wurde das Objekt vom Insolvenzverwalter für einen Euro angeboten!

Nach der Insolvenz ging es meinen Großeltern finanziell sehr schlecht, der Großvater verdiente sich als Versicherungs- und Weinvertreter, aber sein Blick war für die ganze Familie immer auf die „Fabrik“ gerichtet. Mich als Kind faszinierte immer die interessante Wohnungsgestaltung, eben die einer ehemaligen Fabrikantenfamilie, mit Klingelanlage für die Hausmädchen!

…und nun ein Haufen Schutt, die „Fabrik“!

9 Kommentare to “ Alles platt!! ”

  1. # 1 Reichel, Horst schreibt:
    Dezember 15th, 2013 at 08:48

    Jetzt interessiert mich im “Gegenzug” >>>wieviele Beschäftigte waren/arbeiteten zu DDR-Zeiten in der Polypack?? konnte es leider nirgends festgehalten finden!

  2. # 2 Heiko Frey schreibt:
    Dezember 15th, 2013 at 11:35

    Ich hätte mir immer gewünscht, dass das Reichel’sche Haus am Dippser Markt ein kleines feines Mittelklasse-Hotel mit einer gediegenen Gastronomie im Erdgeschoss geworden wäre. Letztendlich handelt es sich hier um eines der schönsten Häuser an dem Platz.
    Für die Polizei als Behörde wäre bestimmt auch ein “Zweckbau” an der alten Müllerschule oder im Gewerbegebiet adäquat gewesen.

    Leider ist es dazu (bisher?) nicht gekommen.

  3. # 3 irmi schreibt:
    Dezember 15th, 2013 at 12:02

    Erstmal Danke, Herr Reichel für den schönen Artikel. Eine Kleinigkeit dazu:
    Ich erinnere mich, vor langer Zeit gehört zu haben, dass die Ursprünge der Strohhutfabrik nicht im jetzigen Polizeigebäude, sondern diagonal gegenüber im sogenannten Niewandschen Hause waren. Habe leider vergessen von wem. Im letzgenannten Hause, meinem Geburtshause übrigens, hatte ein Schuster seine kleine Werkstatt. (jetzt die Brunnenstube). Und auch dieser, so erzählte mein Vater, hätte dies berichtet. Ist an sich nicht so wichtig, wollte es nur erwähnt haben.

  4. # 4 Reichel, Horst schreibt:
    Dezember 15th, 2013 at 16:43

    Hallo, erst einmal Adventssonntagsgrüße!!
    mir werden die Kommentare immer sympatischer>>kleines Hotel!!!! Würde ausgezeichnet passen. “Damals” war der Garten dazu noch ein Schmuckstück!!! Leider kann ich informatorisch kein Bild dazu reinsetzen, habe noch eins von meinen Urgroßeltern dort im Gartenhaus.
    Doch die Ursprünge der Strohhutfabrik waren doch im Polizeigebäude, das beweisen auch die Bilder in unseren Familienalben. Auch das Tor zwischen Löwenapotheke und Rathaus gehörte in das Reichel`sche Haus. Ich versuche es doch einmal mit den Bildern an anderer Stelle hier!!! Also der Ursprung war nachweislich im jetzigem Polizeigebäude und vielleicht kann die nächste Generation im Hotel dort übernachten!!!!!!! Träume sollte man(n) immer haben!!

  5. # 5 Thomas Werner schreibt:
    Februar 7th, 2014 at 23:31

    Hallo Herr Reichelt, ich bin der Urenkel des Gründers der Strohhutfabrik Werner in Kreischa und beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Geschichte der Hutindustrie in Kreischa. Den Verweis auf die Fabirk Ihrer Vorfahren hatte ich bereits aufgenommen. Mit großer Freude habe ich nun hier Ihren Artikel entdeckt. Dürfte ich Ihre Fotos für meine Recherche “Ein Kreischaer Strohhut erzählt” verwenden? Sie können die letzte Fassung auf unserer Firmenhomepage unter Firmengeschichte zum Download finden.
    Vielleicht klappt es auch mal mit einem persönlichen Treffen.
    Viele Grüße aus Kreischa
    Thomas Werner

  6. # 6 Reichel, Horst schreibt:
    Februar 10th, 2014 at 18:33

    Hallo Herr Werner, natürlich dürfen Sie gerne die Fotos verwenden, ich habe auch noch die Bilder meiner Ururgroßeltern in meinem Wohnzimmer hängen, die Gründer der Strohhutfabrik im jetzigem Polizeigebäude am Markt in DW. Vielleicht gelingt es noch hier anzuhängen!!>> Heinrich Hermann Reichel 05.07.1806-27.02.1878 und Johanna Marianne Reichel, geb. Lorenz 02.09.1805-03.07.1872.
    Mit freundlichen Grüßen aus Dipps
    Horst Reichel

  7. # 7 Heiko Frey - Redaktion StattZeitung schreibt:
    Februar 10th, 2014 at 20:46

    Zu diesem Beitrag übersendete uns der Autor noch ein Foto, was wir hier gern noch zeigen möchten:
    http://dippolds.info/wp-content/uploads/Bilder-der-Ururahnen-Fam.-Reichel.jpg

  8. # 8 Thomas Werner schreibt:
    Februar 10th, 2014 at 23:24

    Herzlichen Dank, Herr Reichel und Herr Frey, die aktuelle Version befindet sich hier als Download auf der rechten Seite:
    http://www.werner-electronic.de/de/werner-gmbh/werner-gmbh-home/firmengeschichte.html
    Gern veröffentliche ich auch noch eine Stammtafel, falls Herr Reichel noch weiterreichende Stammbaumdaten hat.
    Für die Kreischaer Hutfabriken will ich diese anhand der Kirchenbücher ergänzen.
    Viele Grüße aus Kreischa
    Thomas Werner

  9. # 9 Dippser StattZeitung | Die Mär von der Daseinsvorsorge … schreibt:
    März 17th, 2015 at 08:06

    [...] Am Anfang der Geschichte steht eine alte Industriebrache. Vor ca. 100 Jahren wurden hier durch die Familie Reichel Strohhüte hergestellt. Später wurde das Geschäft durch die heute noch existierende Wäscherei [...]

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