Visionen zur Zukunft des Dippser Museums
von Andrea Kretschmann, „Förderverein mittelalterlicher Bergbau Dippoldiswalde e. V.“
Kontakt: foerdervereinbergbaudw(at)googlemail.com
Museumsstandort Dippoldiswalde und das „Zentrum für den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge“ (ZMBE)
Am Donnerstag, dem 25.09.2014 fand um 18:00 Uhr die Veranstaltung zum Thema: „Museumsstandort Dippoldiswalde und Zentrum für den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge“ im Rathaus Dippoldiswalde statt.
Begrüßt wurden die Anwesenden von Herrn Jens Peter, Oberbürgermeister der Stadt Dippoldiswalde, welcher auch diese Veranstaltung moderierte. Besonders erfreulich ist zu erwähnen, dass Frau Andrea Dombrois, 1. Vizepräsidentin des Sächsischen Landtages in Dresden, zu dieser Veranstaltung gekommen war.
Herr Oberbürgermeister Jens Peter gab einen kurzen Einblick in die Geschichte des mittelalterlichen Bergbaus und die freigelegten Schächte und Abbaugänge, welche leider nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, sowie die dabei geborgenen Sachzeugen des mittelalterlichen Bergbaus in Dippoldiswalde. Diese Funde in Dippoldiswalde sind von sehr großer geschichtlicher Bedeutung und sie sind es wert, dass sie würdig in unserer Stadt in einem Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus präsentiert werden. An diesem Abend ging es auch um eine Vision, welche in Dippoldiswalde einmal wahr werden könnte.
Herr Menzel, die STEG Stadtentwicklung GmbH, erläuterte in einem kurzen Abriss die förderfähige Gestaltung des Gebietes „An der Kleinbahn“ und die geplante strukturelle Entwicklung in diesem Stadtgebiet (auch Unterstadt genannt).
In einem weiteren interessanten Vortrag, gehalten von Frau Dr. Regina Smolnik, Landesarchäologin des Landesamtes für Archäologie, über die herausragende Bedeutsamkeit der bisher gefundenen Exponate hier in Dippoldiswalde. Sie verdeutlichte dabei die Bedeutsamkeit nicht nur für die Stadt Dippoldiswalde, sondern auch die Einmaligkeit des mittelalterlichen Bergbaus in Dippoldiswalde im internationalen Maßstab. In diesem Zusammenhang besteht auch aus Ihrer Sicht der Bedarf der weiteren Forschungen, welche in einem gewissen Umfang in Dippoldiswalde möglich sowie notwendig sind.
Im Anschluss daran gab Herr Prof Thomas Will, Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege der Technischen Universität Dresden einen aufschlussreichen Einblick in die Herangehensweise und Vorbereitung bezüglich des Themas: „Neues Museum in Dippoldiswalde im Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Bergbau“, bevor er das Wort an Herrn Tobias Maisch übergab.
In einer Präsentation stellte dann Herr Maisch seinen Entwurf vor und erläuterte sein Herangehen an diese Aufgabe. Er machte die Zusammenhänge deutlich, die sich durch das neue Ensemble des Lohgerbermuseums mit dem Museumshof, dem dann neuen Museum und einem neuen Blickwinkel auf die Nikolaikirche ergeben. Des Weiteren wurde die Anbindung der Verkehrswege für Fußgänger, PKW`s und Busse ebenso betrachtet wie die offene Front des von ihm geplanten Museums zur Stadtmitte (Markt) und die Sichtachse zur Nikolaikirche, des ältesten, erhaltenen Gebäudes in Dippoldiswalde.
Der Vortrag von Herrn Jürgen Hess, Büro SPACE4 gab den Anwesenden einen Einblick in die bereits im Stadtrat von Dippoldiswalde 2013 vorgestellte Machbarkeitsstudie für die Erhaltung, Errichtung und Erweiterung des Museums zu dem konzipierten Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus. Der Fokus in dem Vortrag war nicht nur auf einen Neubau gerichtet, sondern auch die zu beseitigenden bestehenden Missstände im Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum angesprochen.
Er zeigte auf, welche Synergien es geben kann, wenn man es richtig versteht das vorhandene Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum mit dem konzipierten Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus an dieser Stelle zu verknüpfen. Dabei sind die alten Gebäude in ihrer Bausubstanz, das Umfeld, die Verkehrsanbindung, die Geschichte von Dippoldiswalde und ihre Gebäude sowie der zukünftige Bedarf an Flächen und der barrierefreie Zugang für Behinderte mit eingeflossen. Interessant ist es, zu sehen was aus so einem Gelände mit seiner Umgebung gemacht werden kann. Dies zeigte im Vorfeld Herr Tobias Maisch mit seinem Entwurf, für den er den Architekturpreis für herausragende Studienarbeiten (1.Platz) der Technischen Universität Dresden erhielt.
In der anschließenden Fragerunde stellte der ehemalige Direktor des Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum, Herr Groß, die Frage nach den Folgekosten zur Betreibung eines solchen Komplexes. Sicher ist, diese wird es geben, aber Herr Jens Peter betonte auch in diesen Zusammenhang nochmals, dass das neue Museum in Dippoldiswalde ein Aufschwung für die Stadt bedeutet, welchen für Dippoldiswalde von großem Nutzen wäre, u. a. auch für die Gastronomie, die Hotels und die Gewerbetreibenden.
Es sei an dieser Stelle auch noch einmal auf die benannten Missstände im Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum hingewiesen, welche schnellstens beseitigt werden müssen. Davor darf man nicht die Augen verschließen, sondern muss dieses auch in der gesamten Betrachtung mit berücksichtigen.
Eine weitere Frage einens Bürgers war zur Strategie der Vermarktung im Bezug auf das konzipierte Museum sowie die Frage nach einem Konzept des Betriebs. Eine konkrete Aussage dazu konnte von der Stadt Dippoldiswalde noch nicht gegeben werden.
Fazit: Leider fanden an diesem Abend nur sehr wenige Bürgerinnen und Bürger der Großen Kreisstadt Dippoldiswalde und deren Ortsteile den Weg ins Rathaus. Aber auch von unseren gewählten Vertretern der Bürgerschaft (Stadträte und Ortschaftsräte) hat bedauerlicherweise nur ein Stadtrat sich die interessanten Vorträge angehört. Es erstaunt doch, dass die Entscheidungsträger unserer Stadt nicht diese Chance zur komprimierten Information genutzt haben. Man kann nur hoffen, dass sich diese für die anstehenden Entscheidungen anderweitig fachlich fundiert und unvoreingenommen zum Thema des komplexen musealen Standortes als auch zu den vorherrschenden und zu beseitigenden Missständen im Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum informieren.
Nun bleibt es also abzuwarten, ob mit entsprechender Weitsicht die Bedeutung eines Zentrums für den mittelalterlichen Bergbau, nicht nur für die Große Kreisstadt Dippoldiswalde und deren Ortsteile als auch für den Erhalt des Mittelzentrums Dippoldiswalde, von den Entscheidungsträgern erkannt wird.
Als eine der wichtigen zu lösenden Aufgaben der Stadt Dippoldiswalde ist es, dieses Gebiet der Unterstadt als Museumsstandort auf- bzw. auszubauen.
Oktober 1st, 2014 at 08:05
Mein Fazit als teilnehmender “Laie”: Es war eine ungemein informative Veranstaltung, bei der insbesondere die Vortragenden mit sachgerechter Kompetenz aber auch ganz viel Engagement dabei waren. Wiederholt und eindringlich wurde immer wieder auf das “Alleinstellungsmerkmal” dieser archäologischen Funde hingewiesen und damit auf das ungeheure Potential der Stadt, diese gewinnbringend zu “vermarkten”. Dabei ging es nicht vordergründig ums “Geld”. sondern vielmehr um den Schub, welchen Dipps durch die Verwirklichung dieses Vorhabens erfahren würde — hinsichtlich unternehmerischen Aufschwungs (Tourismus), auch hinsichtlich des Bildungspotentials, ganz allgemein jedoch hinsichtlich einer enorm steigenden “Lebensqualität”. Ich fand das alles sehr überzeugend, war sogar überrascht, wie weit man hinsichtlich der “Finanzierung” des Projektes innerhalb der Machbarkeitsstudie aber auch in den Abstimmungen zwischen STEG und Büro SPACE4 bereits ist.
Auf die Bitte von Dr. Groß — er würde die Verwirklichung dieses großartigen Projektes gerne noch erleben — war die einhellige Antwort seitens der Planer, es müsste dann schnell gehen, schon weil diverse anvisierte Förderprogramme schon bald nicht mehr zur Verfügung ständen…
Die nächste Veranstaltung auf dem Wege der Vermittlung des Anliegens wird die Eröffnung der Ausstellung “Silberrausch und Berggeschrey” (Museum Osterzgebirgsgalerie im Schloss) am 23. Oktober 2014 sein, zu der sich mehr als 200 Leute angemeldet haben und die deswegen in der Stadtkirche stattfinden wird.