Für die Helfer ging es um jede Sekunde
Überregionale THW-Einsatzübung in Bad Belzig von Michael Hahne
“Sauerstoffflaschen aufsetzten und Atemschutzmasken anlegen”, hieß es u.a. für die Atemschutzgeräteträger der 4 Ortsverbände, welche sich am Wochenende (18.06. – 20.06.2010) im brandenburgischen Bad Belzig trafen. Neben 3 Ortsverbänden aus Brandenburg (THW OV Belzig, Brandenburg/Stadt und Rathenow) waren auch die ehrenamtlichen Helfer aus Dippoldiswalde vor Ort.
Ein ehemaliges NVA-Gelände diente für das Wochenende als Einsatzgebiet, welches durch seine Weitläufigkeit ausreichend Platz für die 4 technischen Züge bot. So konnten die über 70 THW’ler simultan an 3 Übungs-Szenarien ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Die Fachgruppen Logistik, Material, Beleuchtung sowie die Gruppe Elektroversorgung des Ortsverbandes Belzig waren für den Aufbau des sogenannten “B-Raumes” (Bereitstellungsraum) verantwortlich. Dieser dient bei größeren Schadensereignissen als Dreh- und Angelpunkt für alle einzelnen Einsätze. Er ist der Sammelplatz für die Truppenteile und Sitz der örtlichen Führungsstelle.
Grundlage für den B-Raum bildete ein alter Parkplatz, welcher durch die Fachgruppe Elektroversorgung mit Strom für die Einsatzleitung und die Fachgruppe Logistik versorgt wurde. Um für einen eventuellen Nachteinsatz gerüstet gewesen zu sein, stellte die Fachgruppe Beleuchtung zudem Lichtmasten auf. Die Logistik übernahm während dessen den Aufbau des Verpflegungszeltes und stellte zudem die Verpflegung für die im Einsatz befindlichen Kräfte sicher.
Diese waren derzeit bereits aktiv in die Drei Übungs-Szenarien involviert.
“Sauerstoffflaschen aufsetzten und Atemschutzmasken anlegen”, hieß es für die Atemschutzgeräteträger im 1. Szenario. Ausgangslage für die Helfer: “In einem Verwaltungsgebäude ist ein Schwelbrand ausgebrochen. Es befindet sich noch eine unbekannte Anzahl von Personen im Gebäude, welche gefunden und in Sicherheit gebracht werden müssen. Eine starke Rauchentwicklung macht den Einsatz von Atemschutzgeräten notwendig.” Die Verwendung von Rauchgeneratoren verlieh dabei dem ganzen einen realistischen Schliff.
“Ein mittleres Erdbeben hat die Region erschüttert. Ein Bürogebäude ist teilweise eingestürzt und es sind Hilferufe von Verschütteten zu hören.”, so Szenario 2.
Für die Helfer der 4 Ortsverbände ging es jetzt um jede Sekunde. Mit Hilfe von hydraulischen Scheren und Spreizern wurde sich zuerst ein Zugang durch verschlossene oder aber zum Teil auch verklemmte Türen geschaffen. Nach einer kurzen Lageerkundung waren sich die Gruppenführer sicher, dass man die vor Ort befindlichen Kräfte aufteilen musste.
Die 1. Gruppe über nahm die Personenrettung, inklusive Bergung von Verschütteten. Dies war gar nicht so einfach, denn es mussten zum Teil mehrere hundert Kilo schwere Betonteile angehoben und bewegt werden um die Verschütteten (Rettungspuppen) frei zu bekommen. So kamen auch mehrere Hebekissen zum Einsatz. Eine weitere Herausforderung bestand in der Rettung einer in einem Schacht gefallen Person mit Hilfe eines Dreibocks.
Die 2. Gruppe arbeitet derweil daran, einen Deckenträger aus Stahlbeton mit Hilfe des EGS (Einsatz-Gerüst-System) in ca. 4,50m Höhe abzustützen. “Dieser hatte durch das Erdbeben Risse bekommen und drohte nun samt Dach einzustürzen.”
“Für die Weitere Versorgung der Verletzten Personen und deren Abtransport in die umliegenden Krankenhäuser muss auf einer Waldlichtung eine Verletzten-Sammelstelle eingerichtet werden. Eine Aufgabe für die beiden Fachgruppen Räumen aus Brandenburg/Stadt und Dippoldiswalde.”
Für diese Einsatzübung war schwere Technik notwendig, so dass die beiden Radlader zum Einsatz kamen. Die vorhandene Lichtung musste eingeebnet, mit Zu- und Abfahrtswegen versehen und auch noch vergrößert werden. Während die Bergeräumgerätefahrer mit Ihren Maschinen Ihre Arbeit aufnahmen (Lichtung einebnen und die Zufahrtswege anlegen), arbeitete die Dippser Bergungsgruppe, welche ihr 1. Szenario (Personenrettung) bereits absolviert hatten, an der Vergrößerung des Platzes. Hierfür wurden mehrere Bäume gefällt.
Das vollständige Einsatzgeschehen, von der Errichtung des B-Raumes, der Verletzten-Sammelstelle bis hin zur Personenrettung, wurde dabei von unabhängigen Beobachtern begleitet. Diese sollten mögliche Schwachstellen von der Kommunikation bis hin zum fachgerechten Einsatz der Technik aufdecken, um diese in den künftigen Aus- und Weiterbildungen zu eliminieren.
Der krönende Abschluss des Ausbildungswochenendes bildete eine Verbandsfahrt vom Übungsgelände bis hin zum benachbarten Ortsverband Belzig. Die Strecke betrug zwar nur einige Kilometer, jedoch war der Verband mit einer Länge von über 500 Metern ein beeindruckendes Bild, für die THW’ler, aber auch für die Schaulustigen.
Nach einer weiteren Übernachtung im selbst errichteten Zeltlager im OV Belzig traten dann am Sonntag alle technischen Züge wieder ihre mehr oder auch weniger kurze Heimreise an.