Es war ein langes und zähes Ringen um den Konsens. Und für Frank Kukuczka endet nun eine Ochsentour, die ihn fast in jeden Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsrat im Gebiet des Trinkwasserverbandes geführt hat.
In den 90er Jahren gab es ein paar trockene Sommer. In den ländlichen Regionen des Kreises erschöpften sich die sonst so zuverlässigen Hausbrunnen. Vorhandene Regenwasserzisternen waren zu diesem Zeitpunkt schon längst leer gepumpt. Und so wünschte man sich in den sogenannten „Brunnendörfern“ einen festen Wasseranschluss.
Der Aufwand für das Verlegen neuer Wasserrohre war für den Trinkwasserzweckverband gewaltig. Aber mit dem Versprechen der Brunnendörfer, dass zukünftig auch das angebotene Trinkwasser genutzt wird, wurden die Arbeiten begonnen.
Quelle: Homepage WVW GmbH
Ein paar Jahre später stellten die Grundstücksbesitzer aber fest, dass für Trinkwasser Geld zu bezahlen ist, während die wieder nutzbaren Hausbrunnen kostenlos Wasser spenden. Das Leitungswasser wurde nur noch als Notnagel angesehen.
Für den Trinkwasserzweckverband bedeutete dies aber zusätzliche Kosten. Nicht nur die Kredite für den Bau der Wasserleitungen müssen bezahlt werden, auch die Aufwendungen für den Betrieb und die Pflege der Wasserleitungen, die Kosten für das Spülen müssen nun den Kunden des Unternehmens vermittelt werden. Während in den Brunnendörfern gespart werden konnte, zahlten nun die Bewohner der größeren Städte die Zeche.
Mindestens seit dem Februar 2003 sinnierte man beim Trinkwasserzweckverband über eine gerechtere Lösung für die Kostenverteilung.
Und diese scheint nun mit der Einführung einer pauschalen Brunnengebühr gefunden. In jedem Haushalt, wo Brunnen- oder Regenwasser für die Spülung der Toilette oder die Waschmaschine genutzt wird, muss nun (ab 2011) 1,35 Euro pro Bewohner und Monat pauschal entrichtet werden. Für eine Familie mit 2 Kindern bedeutet dies ca. 65 Euro zusätzlich im Jahr.
Hierfür würde man bei der Wasserversorgung Weißeritzgruppe etwa 24 Kubikmeter Trinkwasser erhalten. Im Durchschnitt braucht jeder Mensch in unserer Region etwa 95 m³ Wasser pro Jahr.
Der Entscheidung pro oder kontra Brunnengebühr ging letztendlich eine verbittert geführte Diskussion zwischen ländlicher Region und Stadtbevölkerung voraus. In Dippoldiswalde wurden die Anwohner im Gebiet der Kernstadt gleich gar nicht befragt. Die Stadtverwaltung präferierte einseitig die Brunnennutzer. Genutzt hat es aber nichts.
Wie der Trinkwasserzweckverband auf seiner Homepage (nicht) informierte – anstatt einer üblichen Information wurde die eigene Entscheidung mittels Übernahme von Zeitungsartikeln bekannt gegeben, wurde die Brunnengebühr vor wenigen Tagen beschlossen.
Das Bohren von neuen Brunnen dürfte somit wirtschaftlich sinnlos geworden sein. Besitzer von alten Anlagen werden nun genau rechnen, ob sich der Hausbrunnen noch lohnt. Ihr stärkstes Argument, dass der sparsame Umgang mit dem wichtigstem Lebensmittel der Welt nicht belohnt wird, konnte durch die Verantwortlichen leider nicht gekontert werden. Die ökonomischen Gründe machten das Rennen. Dass nun ein „Hase und Igel-Spiel“ beginnt, um herauszufinden, wer einen Hausbrunnen hat, wer heimlich eine Regenwasserzisterne nutzt, ist dabei abzusehen.
Heiko Frey (kein Brunnenbesitzer)