Natürlich gehen wir alle zur Landtagswahl. Moment mal. Landtag? Ist das was, was erst in der Neuen Zeit zu uns herüberschwappte? Oder gibt es das schon länger.
Der allererste Landtag, von dem man Nachricht hat, wurde im Kurfürstlichen Sachsen von Markgraf Otto dem Reichen zu Meißen im Jahre 1162 am 2. August nach Culmnitz einberufen. Es waren dabei anwesend sein Sohn Markgraf Albrecht sowie die Burggrafen von Dewin, Leisnig, Domin, vier Herren von Kittlitz, und viele andere Stände. Leider ist über den Inhalt der Beratungen nichts überliefert.
Anno 1197 im Januar hat Markgraf Dietrich der Elende einen Landtag zu Schkölen gehalten, auf welchem seine Mutter Hedwig dem Kloster Alten-Zelle ihr Gut Ouziz (später Osseg oder Aussig genannt) verehrt. Nach diesem Tag ist Dietrich ins gelobte Land gezogen.
Am 13. Dezember 1198 hat Markgraf Dietrich wieder einen Landtag nach Culmnitz einberufen, von dessen Inhalt ebenfalls nichts bekannt geworden ist.
Am 26. April 1200 ward wiederum Landtag abgehalten, bei dem die Grenzen des Klosters Dobrilug festgesetzt wurden und um die Schenkung einer Hufe Land an das Kloster Alten-Zelle durch Peter von Borlin und eine Hufe von Laudo von Dobelin zu bestätigen. Und so weiter.
Es scheint also, dass es damals erforderlich war, solche Landtage zur Information der verschiedensten Stände zu nutzen, um bestimmte Eigentumsverhältnisse bekannt zu geben, oder Interessen der verschiedenen Grafschaften, aber auch Regierungs-Geschäfte in Zeiten der Abwesenheit festzulegen. In diesen Beratungen waren eine große Menge Zeugen anwesend, die auch schriftlich benannt wurden, und die sichern sollten, dass bestimmte Entscheidungen auch späterhin noch aus dem Gedächtnis bestätigt werden konnten. Denn zur damaligen Zeit gab es nicht viele, die des Schreibens und Lesens kundig waren. Dies betraf nicht nur das einfache Volk, sondern auch den genannten Adel. Auch dies ein Grund, warum wir so wenig über die früheren Zeiten erfahren können. Aber währen damals die Herrschenden bestimmten, wer am Landtag teilnimmt, können wir heutzutage mitbestimmen, wer unsere Interessen am besten vertreten soll.
Deshalb : gehen Sie zur Landtagswahl.
(Quelle: „Verzeichnis derer Uhrkunden der Historie von Ober-Sachsen“ – von Christian Schöttgen – 1747)