Architekturpreis für Dippser Museumsprojekt!
Im Rahmen des Architekturpreises 2014 der TU Dresden hat das Projekt “Bergbauzentrum und Museum in Dippoldiswalde” gewonnen.
Entwurfsverfasser ist Tobias Maisch, der im nächsten Jahr sein Studium in Dresden beendet.
Die Ausstellung und Preisverleihung findet am 25.07.2014 (16 Uhr) im Palais im großen Garten in Dresden statt.
Derzeit präsentiert sich der Innenhof des Museumskomplexes mehr als trostlos. Graues Betonpflaster, ein paar zerzauste und ungepflegte Bäume, keine einzige Sitzmöglichkeit für erschöpfte Touristen, dafür aber parkende Autos.
Wenn es nach Tobias Maisch geht, wird sich dies ändern. In enger Abstimmung mit dem beteiligten Ingenieurbüro SPACE4 GmbH aus Stuttgart, wir berichteten bereits, sowie mit dem sächsischen Landesamt für Archäologie erarbeitete der angehende Architekt eine Studie, wie er sich die Neuordnung der Dippser Museumslandschaft vorstellen könnte.
Viele verschiedene Vorgaben, z.B. zur Größe der Ausstellungsfläche, zu Studienräumen oder Museumsshop mit Gastronomie mussten dabei Beachtung finden.
Dies scheint Tobias Maisch hervorragend gelungen zu sein. Aus über 100 Entwürfen, die sich mit Bauvorhaben in ganz Deutschland bzw. sogar weltweit auseinander gesetzt haben –fünf weitere Konzepte wurden für das Dippser Museum eingereicht– wurde seine Arbeit zur Prämierung ausgewählt.
Der erinnernde Ort
Bergbauzentrum und Bergbaumuseum in Dippoldiswalde.
(mit freundlicher Genehmigung des Entwurfsverfassers)
Der Ort, an dem das neue Bergbaumuseum und Bergbauzentrum entstehen soll, wird durch die vorhandene, teils historische Bebauung geprägt. Die Bebauung bildet bereits ein städtebauliches und räumliches Ensemble in das nur behutsam eingegriffen werden kann, damit es die derzeitigen Qualitäten nicht verliert. Der Hof, der durch das Torhaus, die Mühle, einem Wohnhaus und einem Remisengebäude geprägt wird, ist in seiner Proportion ein sehr intimer Ort. Die Sichtachse auf das ehemalige Mühlenportal ist dabei ein besonderes Merkmal. Der Entwurf soll die bestehende Situation aufnehmen und den Ort durch das Hinzufügen bzw. Abbrechen von Baukörpern eine erinnernde und zugleich neue Atmosphäre geben. Dabei soll die jetzige Situation nicht kopiert werden. Die Proportion und die Gestaltung der neuen Baukörper sollen viel mehr Elemente des bestehenden Kontextes und Spuren der Vergangenheit aufweisen. Denn das Erinnern (an etwas) ist kein eindeutiges Bild sondern viel mehr erinnert man sich an etwas aufgrund bestimmter Ähnlichkeiten. Der Drang den Entwurf durch diese Idee zu entwickeln folgt aus der Aufgabe heraus, in einen Ort einzugreifen, der bereits eine hohe Qualität mit sich bringt. Die folgende Entwurfsbeschreibung soll aufzeigen wie ein Ort eine Metamorphose durchleben kann ohne die Vergangenheit völlig hinter sich zu lassen um nur dem neuen Platz zu schaffen.
Zentrales Thema ist die Auseinandersetzung mit dem bestehen Hof. Der Hof wird derzeit nicht als Aufenthaltsort genutzt. Dem Hof soll durch die Anordnung der Eingänge zum Bergbaumuseum, Bergbauzentrum und Depotbereich eine zentrale Funktion zugesprochen werden. Die Sichtachse auf das bestehende Mühlenportal bleibt dabei erhalten. Der Hof wird in seiner Proportion nur unwesentlich verändert und behält die beschriebene intime Platzsituation. Die ehemaligen Wegeverbindungen bleiben bestehen.
Der Platz wurde durch geschlossene Wände in den Erdgeschosszonen geprägt. Die große Öffnung des Torhauses ist stets im Rücken. Die neuen Baukörper werden ebenfalls sehr geschlossen gehalten. Die neuen Fenster erinnern zum einen an die Öffnungen im Torhaus und dem „Mundloch“ der Bergbaustollen.Das Depotgebäude sticht im Norden auf die Freibergerstraße und fügt sich in die städtebauliche Situation ein. Im Osten entsteht ein neues Torhaus welches auf den Museumsplatz und dem Freisitz des Restaurants führt. Das Torhaus bringt eine neue Situation mit sich, da in der jetzigen Situation keine direkte Wegeverbindung Richtung Nikolaikirche besteht. Der ehemalige Mühlengarten bleibt somit getrennt vom neuen Verteilerplatz und ist ein Ort des Ruhens. Somit entstehen auch zwei Eingänge in das neue Museum. Beide Besucherströme, die von der Stadt und die vom Bahnhof, können somit direkt abgefangen werden und durch eine gleichwertige Eingangssituation das Museum betreten. Die Materialität der Neubauten leitet sich aus dem Thema des Bergbaus ab. Die geschichteten Ziegelsteine geben den Gebäuden einen massiven Ausdruck. Die Neubauten scheinen aus dem Boden zu wachsen. Die alte Mühle bekommt zwei neue Seitenflügel, die als Bürotrakt genutzt werden. Auch hier werden bestehende Elemente des Eingangsportal und Funktionsspezifische Eigenschaften miteinander kombiniert. Die Geschosssimse „gurten“ die neuen Flügel an das Eingangsportal. Im Innern des Museum werden ebenfalls, ohne einen Bergstollen nachzubauen, ähnliche bzw. bekannte Materialien verwendet.
Juli 22nd, 2014 at 13:33
Ein toller Entwurf finde ich… Und wenn es sich hier laut Verwaltungsjargon auch nur um eine “Freiwillige Aufgabe” handelt, die Stadt sollte sich das unbedingt leisten!
Juli 22nd, 2014 at 17:15
Mit sicht auf die Finanzen wird dies nur eine Seifenblase für die Stadt sein. Schade, dabei ist das eine sehr gute Idee.
Juli 23rd, 2014 at 07:37
@uwe glöß: Warum so pessimistisch?
Auch die Finanzen der Stadt werden sich ordnen…
Nach Angaben des „Planers“ sollen keine massiven Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz erfolgen – ein aus meiner Sicht überlegter Ansatz – also sollte der Kostenpunkt überschaubar sein. Zudem wird es bei diesem “Projekt” sicher mehrere Beteiligte geben, wichtig scheint mir, diese zusammenzuführen. Schlussendlich wäre dieses “Bergbauzentrum” indirekt ein Faktor für die wirtschaftliche Belebung des Ortes (Tourismus) und so auch nachhaltig. Also bitte: ich würde gern weiter träumen!
August 14th, 2014 at 08:25
[...] bis Ende letzter Woche. Im Dresdner Palais im Großen Garten wurde unlängst, die StattZeitung berichtete darüber, der Architekturpreis 2014 verliehen. Und hier wurde das Projekt von Tobias Maisch „Der [...]
Oktober 24th, 2014 at 11:22
[...] alle Möglichkeiten, bietet sich vielleicht auch die Option, das bereits gedanklich vorgestellte Zentrum des mittelalterlichen Bergbaus in Dippoldiswalde doch realisieren zu [...]