Vor über 10 Jahren wurde schon einmal ein Bauamtschef in Dipps „vom Hofe gejagt“. Die Position übernahm der damalige Bürgermeister Horst Bellmann, der zugegebenermaßen sogar noch ganz gut Baggerfahren konnte.
Vor einigen Monaten wurde in Dipps wieder ein Bauamtsleiter seines Amtes enthoben. Nachdem hier ebenfalls der Bürgermeister den Posten übernahm (OB Ralf Kerndt war wohl kein guter Baggerfahrer), darf jetzt Ex-Bauamtsleiter Mathias Kröhnert zumindest als Sachgebietsleiter Bauverwaltung seine Arbeit fortführen. Das Amt selber wurde dem Fachbereich Finanz- und Bauverwaltung zugeordnet, wo die Kämmerin Astrid Hamann das Sagen hat.
Bei einem Vorstellungsgespräch in Vorbereitung der Eingemeindung mit Schmiedeberg im dortigen Gemeinderat muss nun Oberbürgermeister Ralf Kerndt grob gepatzt haben. Eine Zeitung zitierte den bockigen Ausspruch eines Gemeinderates: „Wir sind der Rat. Wir sagen, was gemacht wird.“
Ein großer Kritikpunkt soll dabei die Verwaltungsorganisation, insbesondere das unselbstständige Bauamt gewesen sein.
Dass hier kaum noch was problemlos läuft, zeigt die Einladung zur nächsten Stadtratssitzung. Im Tagesordnungspunkt 8 muss ein Beschluss korrigiert werden. Man hatte der Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde (Geschäftsführer ist hier Stadtrat Falk Kühn-Meisegeier) verschiedene Grundstücke verkauft. Allerdings war eines der ansonsten sehr kleinen Flächen nicht 48m² groß, sondern 1.032m². Man hätte aber, so steht dies in der Vorlage, im Kaufvertrag die richtige Grundstücksgröße vereinbart und auch die Kaufpreissumme wäre richtig gewesen.
Der sehr günstige Kaufpreis von 32 Cent pro Quadratmeter machte neugierig. In der Vorlage wurde auf eine Sitzung des Haupt-und Verwaltungsausschuss am 24.10.2013 verwiesen. Allerdings tagte der Ausschuss an diesem Tag gar nicht. Und auch an den umliegenden Terminen fand sich kein entsprechender Hinweis auf den entsprechenden Beschluss des Dippser Stadtrates.
Erst nach einigen detektivischen Versuchen kann man herausfinden, dass auch in der aktuellen Vorlage geschlampt wurde. Die Beratung, wo weitere drei Grundstücke an die Wohnungsgenossenschaft verkauft wurden, fand bereits im Jahr 2012 statt.
Misstrauisch macht nun aber immer noch der vereinbarte Kaufpreis. Während für Verkehrsflächen 4,20 Euro vereinbart wurden, brauchte der zukünftige Käufer für Grünland lediglich 32 Cent/ m² überweisen. Bei einem Handtuch-Grundstück wohl kein Problem, aber 1.032m² Grundstück wären in Dipps mindestens zwei gute Bauparzellen.
Um welche Grundstücke es sich handelt, lässt die Verwaltung leider offen. Mit diversen Flurstücksnummern kann niemand etwas anfangen. Vertiefende Details zu Beschlussvorlagen werden im Gegensatz zu anderen Kommunen oder dem Landkreis in unserer Stadt bewusst verschwiegen. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich hier um vorbereitende Geschäfte für ein Bauvorhaben im Bereich M.-Gorki-Straße 21-25 handelt. Die Wohnungsgenossenschaft plant hier den Neubau barrierefreier Wohnungen.
Übrigens gab es auch in der Beschlussvorlage im Vorjahr Hinweise auf Schlamperei im Rathaus. So gab es keine vertragliche Regelung mit dem Nutzer eines städtischen Grundstückes, der hingegen seinerseits noch Geld verdient haben soll. Und auch verschiedene andere Vorgänge „ließen sich nun nicht mehr nachvollziehen“.
Bleibt zu hoffen, dass der aktuelle Investor und auch zukünftige Bauwillige in Dipps diese Arbeitsweise im Bauamt großzügig übersehen und sich nicht von ihren Vorhaben abbringen lassen.